Ganz neu ist die Idee nicht, man nehme eine zukünftige oder jedenfalls fremde Gesellschaft, in der in der Vergangenheit etwas so gründlich schiefgelaufen ist, dass sie sich in zwei Klassen geteilt hat. Die eine herrscht, die andere leidet. Dann nehme man aus jeder Klasse einen Vertreter im Teenageralter – gegenseitigen Geschlechts natürlich – und bringe sie zusammen. Wenn die beiden nicht ohnehin vorher am System gezweifelt haben, tun sie es spätestens jetzt. Klingt nach einem simplen Plot, ist aber hier ganz hervorragend umgesetzt.
Die Geschichte ist durchweg spannend und mitreißend erzählt, auch wenn ein ganzer Haufen Klischees bedient werden. Natürlich ist Elias irgendeine Art von Auserwähltem und natürlich will er den wie auch immer gearteten Job auf keinen Fall haben. Ein bisschen Romeo und Julia ist im zweiten Teil zu erwarten, weil Elias aus einer der mächtigsten Herrscherfamilien stammt und Laia aus einer der einflussreichsten Rebellenfamilien. Der Autorin ist aber durchaus auch noch Neues eingefallen, denn ab etwa der Mitte des Buches beginnt Laia an der großartigen Vergangenheit ihrer Eltern zu zweifeln. Nicht etwa daran, dass es richtig ist, das System anzugreifen, auch nicht daran, dass ihre Eltern dabei Großes geleistet haben, aber sie beginnt sich zunehmend – und zu Recht – zu fragen, ob es das Wert war. Die Autorin flechtet hier sehr geschickt die Frage nach den wahren Motiven des Kampfes der Eltern ein. Waren sie wirklich so überzeugt von der Sache, dass sie bereit waren dafür alles zu opfern? Oder war es doch eher die Rolle als bewunderter Anführer, die die Mutter so gereizt hat? Laia lernt Menschen kenne, die auch unter ihrer Mutter gelitten haben. Und Elias? Auch wenn er weg möchte aus der Schule, die ihn zu einem Skrupellosen Soldaten machen will, so hat er doch Freunde gefunden.
Es ist nicht alles Schwarz und Weiß in diesem Roman und das ist gut so. Ich für meinen Teil freue mich auf den zweiten Band.
Sabaa Tahir: Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken.
Bastei Lübbe, Mai 2015.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.