Kath Redway erholt sich gerade von einem schlimmen Autounfall. Man sagt ihr, dass sie versucht habe, im tiefsten Dartmoor Selbstmord zu begehen. Doch Kath hat überlebt und muss nun mit den Folgen leben. Sie glaubt die Geschichten rund um ihren Unfall nicht, kann sich aber selbst nicht an ihn oder die Umstände erinnern. Ja, es gibt einen Abschiedsbrief, geschrieben in ihrer Handschrift. Aber sie glaubt nicht an den Selbstmord. Gerade jetzt, wo sie mit sich selbst genug zu tun hat, geht es ihrer kleinen Tochter Lyla schlechter. Das Mädchen leider vermutlich am Asperger-Syndrom. Doch Kath und ihr Mann wollen der Kleinen keinen Stempel aufdrücken und lassen sie deshalb nicht diagnostizieren. Aber eine Persönlichkeitsstörung ist nicht mehr zu übersehen. Lyla spricht unentwegt davon, dass sie einen Mann im Dartmoor sehen kann.
Mittlerweile lässt sich an Tremaynes Romanen ein Muster erkennen. „Mädchen im Moor“ ist immerhin schon der dritte Roman aus der Feder des Autors. Mann, Frau und beliebig viele Kinder – meist ist es nur (noch) eins – leben in einer abgelegenen menschenfeindlichen Gegend. Immer dann, wenn Mann längerfristig weg ist, wird es für Frau und Kind in dem Haus im Niemandsland ganz, ganz schlimm. Das mag jetzt platt klingen, umschreibt die Handlung von „Mädchen im Moor“ aber gut. Damit ist ja keineswegs gesagt, dass der Roman schlecht ist. Ist er nämlich gar nicht. Nur das Muster fällt mittlerweile auf. Ansonsten ist der Roman toll gemacht, spannend und führt immer wieder in die Irre. Als Leser oder Leserin hat man wohl so seine Ideen, die muss man aber bis zur letzten Seite öfter korrigieren. Und das macht den guten Roman aus, man kann mitraten, wird immer wieder überrascht und es gibt ein fulminantes Finale.
Und diesmal gibt es sogar Verwirrungen auf zwei Ebenen. Da ist zum einen Kaths Unfall, der auf mysteriöse Art passierte und eigentlich nur als Selbstmordversuch gedeutet werden kann. Zum anderen sieht Lyla seltsame Dinge im Moor und verhält sich zunehmend sonderbar. Schließlich hat sie sogar Angst vor ihrem eigenen Vater, weil sie glaubt, ihn in dem Mann zu erkennen.
Ein toll gemachter, spannender Roman, der wie immer Lust auf viel mehr macht!
S. K. Tremayne: Mädchen aus dem Moor.
Knaur, September 2018.
400 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.