Bei diesem Band handelt es sich um die Fortsetzung zu „Die Stadt der tausend Treppen“.
Einst, vor gar nicht allzu langer Zeit war sie das Zünglein an der Waage, als es galt, die alten Götter des unterworfenen Großkontinents endgültig zu vernichten. Die Rede ist von Turyin Mulagesh. Als Sechzehnjährige stahl sie sich von zu Hause weg, trat in die Armee ein und machte Karriere. Dass sie dabei in legendären Gelben Marsch auch Kinder und Frauen umzubringen gezwungen war, prägt sie und ihre Einstellung bis heute. Jetzt ist sie als General pensioniert, hat sich an die Küste in eine baufällige Ruine von einem Haus zurückgezogen und pflegt ihre Skrupel und ihr Selbstmitleid.
Der Ruf der Premierministerin von Saypur kommt dabei gleichzeitig lästig wie gelegen. Ausgerechnet sie, die immer stur gerade heraus agierte, soll als Agentin das Verschwinden einer Spionin in Voortyashtan aufklären. An Ort und Stelle angekommen stößt sie auf alte Bekannte – einen altgedienten General, die Tochter von Sigurd und schließlich auf Sigurd selbst. Schon bald wird deutlich, dass der Ausbau der Stadt mit einem Hafen nicht nur dem Kontinent und dessen Bewohnern Reichtümer in die Kasse spülen wird, sondern auch, dass das nur in der Stadt aufgefundene sonderbare Metall, dessen Leitfähigkeit unerreicht ist, eine technische Revolution anstoßen könnte.
Dann aber werden halbierte Leichen aufgefunden, voortyashtanische Götterstatuen aus dem Fluss gefischt und Ritualstätten entdeckt. Hier wird offensichtlich der ermordeten Gottheit gehuldigt – doch ist die Göttin der Krieges wirklich tot – und wenn ja, wird sie es bleiben? Denn eines ist klar – die Nacht der Schwertermeere, die Apokalypse droht und von der Insel der Erinnerungen, aus dem voortyashtanische Jenseits heraus macht sich eine Armee untoter Kämpfer auf, der Welt den geweissagten letzten, ultimativen Kampf zu bringen – und wieder einmal stecken Mulagesh und Sigurd mitten drin im Kampf gegen Götter und deren Geschöpfe ….
Was ist das für ein Roman, den uns Bastei-Lübbe da präsentiert? Fantasy, nun kommt darauf an, klassische Fantasy Motive mit Rittern, Elfen, Drachen und Zauberern wird der Leser vergeblich suchen. Statt dessen setzt der Autor auf etwas ganz Anderes – auf Intelligenz nämlich!
Nicht nur, dass er uns eine Welt präsentiert, die wirtschaftlich wie politisch von ihrem Aufbau her realistisch wirkt, er offeriert uns auch Figuren, die wirklichkeitsnah gezeichnet sind. Nicht nur die Protagonistin, eine Frau, die von ihren inneren Sorgen, von Gewissensbissen heimgesucht wird, auch alle andere handlungsrelevanten Figuren wirken überzeugend lebensecht gezeichnet.
Dazu kommt erneut eine Welt, die abwechslungsreich und vielfältig dargestellt wird. Und Geheimnisse um Götter, deren Ermordung offenbar nicht ausreicht, um ihre Segnungen für Jünger wie Gegner auszuschalten. Dass und wie unsere geplagten, gealterten und schlicht müden Helden den Kampf aufnehmen, wie die Verwerfnisse, die Intrigen und Geheimnisse sich schlussendlich auflösen, das macht einen Großteil der Faszination des Bandes aus.
Das ist Fantasy weitab der gängigen Pfade, interessant, spannend, ja packend voller schillernder, glaubwürdiger Gestalten. Und das Beste – in den USA wird gerade am dritten Band gewerkelt.
Robert Jackson Bennett: Die Stadt der toten Klingen.
Bastei Lübbe, Dezember 2017.
720 Seiten, Taschenbuch, 11,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.