Robert Habeck & Andrea Paluch: Hauke Haiens Tod

Von ihrem gemeinsamen Roman „Sommergig“, den ich im letzten Jahr lesen und besprechen durfte, war ich restlos begeistert. Ein leichter Jugendroman, mit großem Einfühlungsvermögen und perfekt passender Sprache. Nun also dieser Roman, „Hauke Haiens Tod“ heißt er, der bereits 1999 entstand und jetzt neu aufgelegt wurde.

Er erzählt im Grunde die Geschichte vom Schimmelreiter, die von Fontane berühmt gemacht wurde. Im Mittelpunkt stehen Iven Johns, früherer Knecht auf dem Hof der Familie Haien, und Wienke, die Tochter der Haiens, die angeblich bei einer schweren Sturmflut im Alter von vier Jahren ums Leben kam. Jetzt taucht sie aber wieder auf, sucht erst nach Iven und dann im Dorf, in dem ihre Familie gelebt hatte, nach der Wahrheit. Was ist damals wirklich passiert, warum und wie kamen ihre Eltern zu Tode, wer hat den Deich, der den Hof der Haiens eigentlich schützen sollte, beschädigt? Und wer versucht heute, die Nachforschungen Ivens und Wienkes zu behindern?

Auch dieser Roman hat seine ganz eigene Sprache, die nahezu perfekt auf die Figuren und insbesondere auf das Umfeld abgestimmt scheint. So zieht die Geschichte auch zuerst hinein, entwickelt eine erhebliche Spannung, einen Sog, dem man atemlos folgt. Weil man eben die Antworten auf die oben genannten Fragen ebenso wissen möchte wie Iven und Wienke.

Zu viele Zeitebenen

Nur verirrt sich der Roman dann in zu vielen Zeitebenen, zu vielen Schauplätzen und Nebenhandlungen. Irgendwann verliert die Leserin den Faden, wird es unübersichtlich, so dass man nicht mehr unmittelbar erkennt, auf welcher der Zeitebenen man welchem der Ereignisse gerade folgt. Auch treten relativ viele Figuren in Erscheinung, was zusätzlich für Verwirrung sorgt. Und schließlich gibt es merkwürdige Logiklücken, so beispielsweise die Leiterin des Heims, in welchem Wienke lebt, die völlig ungehemmt einem ganz und gar Fremden persönliche Auskünfte erteilt. Das war eines der mir ziemlich unrealistisch erscheinenden Details, von denen es immer wieder welche gibt.

Von daher konnte mich dieser Roman nicht so erreichen wie „Sommergig“, wobei die beiden Bücher sind ohnehin keineswegs vergleichen lassen.

Robert Habeck & Andrea Paluch: Hauke Haiens Tod.
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2022.
248 Seiten,  Taschenbuch, 14,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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