Martin Häusler: Gezählte Tage: Als John Lennon seine Seele verkaufte

Es wird immer wieder gesagt, dieses Buch sei etwas für John Lennon-Fans … doch ist der Roman „Gezählte Tage“ mehr als eine Geschichte der Band und des Künstlers, wobei dieser Teil des Romans mit viel Verve erzählt wird. Der Autor und Musikredakteur Martin Häusler hat natürlich das Hintergrundwissen und als Mitglied einer Beatles-Cover-Band die nötige Leidenschaft, dem „Shootme!“ aus dem Song „Come together“ nachzuspüren.

Die Antwort auf Frage, ob Yoko Ono die Gute oder die Böse im Leben von John Lennon und der Beatles war, wird naturgemäß höchstens der Hälfte aller Fans gefallen.

Ausgehend vom vorausgestellten Zitat aus der „Pop Melody Maker“ (Ausgabe 23, 1976)

„Ich weiß, dass die Beatles Erfolg haben werden wie noch keine andere Gruppe. Ich weiß es genau – denn für diesen Erfolg habe ich dem Teufel meine Seele verkauft.“

geht es in „Gezählte Tage“ um ein verrücktes, gruseliges Gedankenexperiment.

Das o. g. Zitat wird John Lennon von Tony Sheridan zugeschrieben und das Buch legt los mit den Konzerten der Beatles in Hamburg. Hier schließt Lennon völlig verzweifelt nach erfolglosen Auftritten den Pakt mit dem Teufel und der Leser ahnt: Der Mord an Lennon am 08. Dezember 1980wird der Zahltag sein.

Ängste und Depressionen

Obwohl nach dem Verkauf seiner Seele umgehend künstlerische Inspiration, die hysterische Liebe der Massen und die Millionen fließen, wird der Künstler wieder und wieder von Ängsten und Depressionen geplagt, die gelegentlichen Begegnungen mit dem Teufel beängstigen ihn.

Zunächst scheint dann mit Yoko Ono das Gute in sein Leben zu treten und -mithilfe Gottes- um seine Seele zu kämpfen. Allerdings ist ihr nicht ganz zu trauen, suggeriert Häusler.

Tatsächlich treten Gottvater und sein Sohn persönlich in Aktion und kämpfen um John Lennon, immer öfter geraten anstatt teuflischer Symbole und Liedzeilen Botschaften wie „All weneedislove“ in den Vordergrund, eben „ein bisschen PR für Gott“, wie George Harrison erklärt.

Viele Zitate aus den Büchern der Beatles, von Beatles-Begleitern, von Yoko Ono und auch Liedtexte begleiten die Story und sind grafisch wunderbar mit verschiedenen Schrifttypen gesetzt, die wichtigsten, den Teufels-Pakt belegenden Passagensind  dick unterstrichen, so dass das Ganze wie eine spannende Recherche-Arbeit wirkt.

Auch Gott bekommt seine eigenes Layout: Weiße Schrift auf schwarzem Grund.

Seine Rolle bringt Witz in den Roman, wobei mir gerade die Düsternis und der eher hintergründige Humor gefallen haben.

Vergleiche mit Faust

Ganz neu ist die Idee mit dem Verkauf der Seele natürlich nicht, Vergleiche mit Faust sind erwünscht (und im Klappentext eingeräumt); der Vergleich mit der Legende um den Musiker Willie Brown, der seine Seele dem Teufel verkauft haben soll, drängt sich ebenfalls auf.

Es sei vorweggenommen: Wie der Kampf Gut gegen Böse um John Lennons Seele ausgeht, ist ziemlich abgedreht und besteht aus einem nicht ganz fairen Trick. Diese Wendung ist mir zu albern und konterkariert den wilden, bösen, ironischen Ton des Buches.

Zum Schluss noch ein Zitat:

Am Ende wird alles gut. Wenn`s nicht gut ist, ist es nicht das Ende.“ (John Lennon)

John Lennon, die Beatles, der Teufel und Gott: Mehr kann ein Roman kaum bieten, um zu unterhalten, und das gelingt hervorragend.

Absolute Leseempfehlung!

Martin Häusler: Gezählte Tage. Als John Lennon seine Seele verkaufte.
Golkonda, Januar 2023.
271 Seiten, Taschenbuch, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.

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