René Freund: Wilde Jagd

Saufender Philosoph philosophiert über Philosophen

Wenn ein gelungenes Buch die Erwartungen an weitere Romane eines Autors in die Höhe treibt, ist Enttäuschung vielleicht nicht überraschend. Die Corona-Quarantäne Geschichte „Das Vierzehn-Tage-Date“ von René Freund war unglaublich gelungen, temporeich und witzig. Das kann man von dem vorliegenden Roman leider nicht behaupten.

Ein Philosophieprofessor, der im Haus seiner verstorbenen Eltern einzieht, wird in einen Vermisstenfall hineingezogen. So die Ausgangslage, man könnte also vermuten, es handelt sich um einen Krimi. Besagter Professor, getrennt von Frau und erwachsener Tochter, dem Alkohol mehr zugetan, als gut für ihn ist, den Bewohnern des Dorfes seiner Kindheit fremd geworden, begegnet der Pflegerin Evelina, die den alten Zillner betreut. Nach und nach stellt sich heraus, dass sie ihre Schwester sucht, die vor ihr diesen Posten innehatte und spurlos verschwunden ist. Evelina gelingt es, Professor Quintus Erlach in ihre Recherchen hineinzuziehen, was diesem nicht immer gut bekommt.

Vieles ist mysteriös in diesem Vermisstenfall, wenige wollen die Suche unterstützen, auch Evelina will lieber im Geheimen nachforschen. Quintus, auch aufgrund seines Alkoholkonsums, kann Wahrheit und Traum, Realität und Fantasie immer weniger auseinanderhalten. In wachen Momenten philosophiert er ausschweifend und ausführlich über alte und neue Philosophen, über sich und das Leben im Allgemeinen. Was die Handlung immer wieder hart ausbremst und mit dieser weder etwas zu tun hat noch sie voranbringt.

Man bekommt bei der Lektüre den Eindruck, der Autor konnte sich nicht entscheiden, in welchem Genre er schreibt. So vermixt er Krimiattribute mit philosophischen Abhandlungen, um am Ende – welches ungemein abrupt, völlig unvorhersehbar und absolut absurd daherkommt – auch noch historische Elemente hinzuzufügen. Stilistisch ist hingegen gar nichts zu bemängeln an diesem Roman, man liest ihn gerne, weil die Pointen gut gesetzt, die Vergleiche passend und die Dialoge flüssig sind.

Ein Roman, der, wie mir scheint, nicht recht weiß, was er will und somit nicht recht überzeugen kann. Oder ich habe ihn schlicht einfach nicht verstanden.

René Freund: Wilde Jagd
Zsolnay, Juli 2023
Klappenbroschur, 285 Seiten,  18,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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