Petra Hartlieb entführt ihre Leser nach Wien in die letzten Jahre vor dem Ersten Weltkrieg. Marie Haidinger kommt aus bescheidenen Verhältnissen am Land und arbeitet bei der Familie des Schriftstellers Artur Schnitzler als Kindermädchen. Diese Tätigkeit macht ihr viel Freude und sie ist sehr dankbar, eine so gute Stelle gefunden zu haben. Ihre anfangs noch unverbindliche Beziehung mit Oskar Nowak, Teilhaber des Buchladens Stock in der Währinger Straße, intensiviert sich. Beide möge einander sehr und verloben sich. Als Oskars Chef und Haupteigentümer des Buchgeschäftes unerwartet stirbt, erbt Oskar dessen Wohnung und den Laden. Jetzt steht einer Hochzeit mit Marie nichts mehr im Wege. Er kann ihr ein Zuhause und ein gesichertes Einkommen bieten. Marie kündigt daraufhin schweren Herzens bei der Familie Schnitzler. Sie fürchtet, neben dem belesenen Oskar keine gute Figur zu machen. Der aber mag Marie, wie sie ist, schätzt ihre Herzenswärme und ihre Fähigkeit zur Empathie. So hilft Marie Fanni Gold, einer Bekannten von Oskar, einen Weg aus ihren Depressionen zu finden. Fanni hat den Untergang der Titanic überlebt, ihre Geliebte aber ist ertrunken. Dadurch hat sie ein schweres Trauma erlitten. Durch Marie fasst sie wieder Lebensmut und bleibt ihr und Oskar in herzlicher Freundschaft verbunden.
Das Glück des Ehepaares Nowak wird gekrönt durch die Geburt des kleinen Friedrich. Bei einem Sonntagsausflug auf den Kahlenberg erfahren sie von der Ermordung des Thronfolgerehepaares in Sarajewo…
Petra Hartlieb hat 2004 die frühere „Buchhandlung Friedrich Stock“ in Wien übernommen, die in ihren Büchern eine zentrale Rolle spielt. Die Geschichte ihrer Protagonisten aber ist frei erfunden. 2016 erschien „Eine Winter in Wien“. Marie und Oskar begegnen einander das erste Mal. „Wenn es Frühling wird in Wien“ und „Sommer in Wien“ setzen die Liebesgeschichte der beiden fort. „Herbst in Wien“ kommt im September 2021 auf den Markt.
Mit großer historischer Kenntnis beleuchtet Petra Hartlieb das Leben der „kleinen Leute“ am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Hierarchien, Anstandsregeln, bescheidenen finanzielle Möglichkeiten der Menschen in dieser Zeit werden dem Leser bildhaft vor Augen geführt. Was für ein Glück für Oskar und Marie, aus Liebe heiraten zu können und einen eigenen Laden zu besitzen! Ein Roman, der einen mit zarten Tönen in seinen Bann zieht und einen eintauchen lässt in die Atmosphäre der „Belle Epoque“!
Petra Hartlieb: Sommer in Wien.
DuMont Buchverlag, Mai 2021.
192 Seiten, Taschenbuch, 10,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.