Die Spezialität des 1949 geborenen amerikanischen Autors Richard Russo sind das Seelenleben und die Befindlichkeiten „mittelalter Männer“. Und genau so heißt auch ein Roman, der im Original bereits 1997 erschienen ist, aber erst jetzt auf Deutsch herauskommt.
Henry „Hank“ Devereaux Jr. ist Englischprofessor an einer kleinen Uni und hat gleiche mehrere Probleme: Seinem Fachbereich drohen Kürzungen, und die Kollegen verdächtigen ihn als Fachbereichsleiter, bereits eine Streichliste verfasst zu haben. Seine Frau scheint der Ehe überdrüssig zu sein, und er hat körperliche Malessen in den unteren Körperregionen. Viel Stress für einen einzigen Mann.
Weil Russo immer tief in die Gedankenwelt seiner Figuren eintaucht und er seine Geschichten stets mit viel Witz erzählt, macht das Lesen dieses 600-Seiten-Wälzers ganz einfach Spaß. Man fühlt mit Hank, aus dessen Ich-Perspektive der Roman geschrieben ist, und erfreut sich an den Schrulligkeiten des männlichen akademischen Personals, das sich zuweilen mehr für die Reize der Damenwelt, als für die Höhepunkte der englischen Literaturgeschichte interessiert. Es mag sein, dass Russo zum Ende hin den Bogen etwas überspannt und die ganze Geschichte dann nur noch wenig mit den Realitäten an amerikanischen Unis zu tun hat. Macht aber nichts.
Richard Russo: Mittelalte Männer.
Aus dem Englischen übersetzt von Monika Köpfer.
DuMont Buchverlag, August 2021.
608 Seiten, Gebundene Ausgabe, 26,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.