Die deutsche Autorin Calin Noell legt mit „Fools in Space“ einen neuen Roman vor: Eine Space Opera mit origineller Ausgangssituation.
Zwei Raumschiffe umkreisen die Erde, Fool 1 und Fool 2. Die Besatzung besteht aus sogenannten „besonderen Menschen“, die ihre Raumschiffe in geheimer Mission in den Tiefen des Weltraums wähnen und ihre Aufgaben als Besatzungsmitglieder sehr ernst nehmen.
In Wirklichkeit wird die Fool 2 – das Raumschiff mit den „minderschweren Fällen“ – von einer KI gesteuert, die eine Raumfahrt simuliert und ihre Besatzung mit Medikamenten ruhigstellt. Dieser Umgang mit „geistig Kranken“ in einer fernen Zukunft wird im Buch mehrmals thematisiert, so sagt die Ingenieurin Lawen Door, die von außerhalb auf das Schiff gerät: „Sie waren alle nicht gesund, das musste ich mir immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen. Die Frage, die sich mir aufgrund dessen unentwegt stellte, galt der Inobhutnahme dieser Menschen, wie die Regierung es nannte. Ich hätte es eher entmündigt und weggesperrt genannt.“
Dieser Konflikt im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen ist natürlich kein Problem der Zukunft, seit jeher ist der Grat schmal zwischen Hilfestellung und Ruhigstellung.
Die interessanteste Figur im Roman ist die Künstliche Intelligenz, genannt Ki, als letzte ihrer Art fähig, Gefühle zu simulieren. Spätestens als sie ein geheimnisvolles Signal erhält und diesem entgegen ihres Auftrags aus eigener Entscheidung heraus sehnsüchtig folgt, ist klar, dass sie tatsächlich Gefühle und eine eigene Persönlichkeit hat. Im Dialog mit einem (stets mahnenden, zum Ausgleich bemühten) Teil ihrer Persönlichkeit gibt sie ihre Hoffnung preis, mit dem oder der geheimnisvollen LAOSON zusammenzutreffen, der oder die das Signal ausgesendet hat.
Das Kriegsschiff Arreter soll die eigenständige Mission stoppen, während die Ingenieurin Lawen versucht, gemeinsam mit Blain und anderen „Insassen“ die Flucht von der Fool 2 zu ermöglichen. Dies wird actionreich erzählt.
Die Beziehung zwischen Lawen und Blain und einige andere Charaktere sind nicht so intensiv beschrieben, wie Ki und der abgespaltene Teil ihrer Persönlichkeit, aber doch deutlich genug herausgearbeitet. In 290 Seiten wird eine spannende Space-Opera erzählt, die ja vielleicht erst ihren Anfang nimmt.
Die Idee zum Roman entwickelte Noell in einem Schreib-Workshop, der Plot war schnell entwickelt (siehe Nachwort), und das Ergebnis lässt sich sehen (und lesen)!
Interessant ist, dass das Lektorat einige sprachliche Eigenheiten der Autorin nicht einfach „weglektoriert“ hat, neigt Noells Sprache doch zu elliptischen Satzgefügen und einige eigenwillige Konstruktionen entsprechen nicht immer der grammatikalischen Logik. Damit erzeugt die Autorin einerseits Dynamik, andererseits wird sie ihren Sprachstil sicher noch vervollkommnen.
Lesenswertes, spannendes Erstlingswerk!
Calin Noell: Fools in Space.
Plan 9, April 2021.
290 Seiten, Taschenbuch, 13,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.