„Knochenbett“ ist jetzt schon der 20. Fall für Dr. Kay Scarpetta. In diesem muss die Rechtsmedizinerin im Fall einer verschwundenen Paläontologin ermitteln, von der nur noch das Foto ihres abgeschnittenen Ohrs existiert. Außerdem muss sie die Mumie einer Frau im Bostoner Hafen bergen, ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als sie als Zeugin im Prozess gegen einen Öl-Tycoon geladen ist, dem der Mord an seiner spurlos verschwundenen Ehefrau vorgeworfen wird. Handelt es sich bei der Toten um die vermisste Industriellengattin? Diese Frage stellt sich auch die Anwältin des Angeklagten, die alles daran setzt, Scarpettas Reputation zu untergraben. Fieberhaft beginnt die Rechtsmedizinerin mit der Untersuchung der Mumie. Daneben machen ihr noch ganz andere Probleme zu schaffen: Ihr Chefermittler Pete Marino gerät unter Mordverdacht, und ihr Ehemann Benton Wesley scheint sich von ihr abzuwenden.
Dieser 20. Fall ragt leider nicht an die hervorragenden ersten Fälle heran. Vor lauter Handlungssträngen bleibt die Spannung bisweilen auf der Strecke. Cornwell schafft einfach zu viele künstliche Baustellen: So ergeht sie sich seitenweise in der Expertenbefragung Scarpettas vor Gericht (wie sich sowieso teilweise nervtötend viel um die Befindlichkeiten der Hauptfigur dreht) und fügt mit Luke Zenner eine unnötige Liebesgeschichte mit in die Handlung ein. Auch Bentons obsessiver Arbeitskollegin wird, meiner Meinung nach, viel zu viel Platz eingeräumt. – Zumal man sich auch wundert, warum diese nicht gleich in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird…
Sehr ärgerlich fand ich auch das bisweilen schlampige Lektorat. Bei einem Verlag wie Hoffmann & Campe erwarte ich hinsichtlich Orthographie und Syntax doch eine bessere Qualität.
Alles in allem kann ich „Knochenbett“ also nicht wirklich empfehlen. Im Vergleich zu den vielen herausragenden Krimis, die Jahr für Jahr erscheinen, ist dieser leider nur schlechtes Mittelmaß.
Patricia Cornwell: Knochenbett.
Hoffmann und Campe, September 2013.
480 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Roggow.