Nina Polak:  Zuhause ist ein großes Wort

Der Zugang zu „Zuhause ist ein großes Wort“ von Nina Polak fiel mir zugegebenermaßen schwer. Dabei ist die Protagonistin durchaus sympathisch, der Schreibstil ungewöhnlich und fesselnd, die Handlung interessant.

Die Skip genannte Nienke war mehrere Jahre auf den Meeren unterwegs und kehrt nun nach Amsterdam, ihrer Heimatstadt, zurück. Wieder wohnt sie, wie schon als junges Mädchen, bei den wohlhabenden Zenos, Niko und Mascha und deren Sohn Juda, der inzwischen ein Jugendlicher ist.

Nach und nach entdeckt sie die Stadt neu, findet sich in ihren Erinnerungen zurecht, trifft frühere Freunde und Bekannte und ihren Ex Borg, der eine Verlobte hat und doch wieder mit ihr etwas anfängt. Von Bedeutung ist Nienkes Verhältnis zu ihrer verstorbenen Mutter, nach deren Tod sie damals von den Zenos aufgenommen wurde. In einem Lagercontainer durchforstet sie die Habseligkeiten, die sie dort einlagerte, bevor sie, quasi eine Flucht, vor sieben Jahren aufbrach.

Erst langsam entschlüsselt sich, was tiefer in ihr schlummert, was sie sozusagen ausgräbt. All das schildert die Autorin in trockenen, dabei aber auch immer wieder mal durchaus humorvollen Worten, in treffenden Sätzen und einfühlsamen Beschreibungen.

Und immer geht es um die Suche nach einem Zuhause, einer Heimat, einem Zugehörigkeitsgefühl. „Und wer keine Chance auf Heimkehr hat, der soll auch woanders sein Zuhause finden und dort seine Lieder singen, sein Lieblingsessen kochen, die Liebsten küssen, beschimpfen und ihrer gedenken.“(S. 33)

Dennoch, trotz des einnehmenden Schreibstils und der mit Verständnis und Empathie geschilderten Gedanken und Gefühle der Hauptfigur, blieb Nienke mir fremd, fand ich keinen Zugang zu ihr und ihrer Geschichte. Da half auch nicht das in die Handlung eingebundene Buch ihres Liebhabers Borg, der darin ihre Liebesgeschichte, leicht verschlüsselt, beschreibt.

Ein sicher lesenswertes Buch, für welches man jedoch vielleicht in der passenden Stimmung sein muss.

Nina Polak: Zuhause ist ein großes Wort.
Aus dem Niederländischen übersetzt von Stefanie Ochel.
Mare Verlag, Februar 2023.
270 Seiten,  gebundene Ausgabe, 23,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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