Mathijs Deen: Der Retter

Mit „Der Retter“ legt Mathijs Deen, den dritten Fall für den kauzigen Kommissar Liewe Cupido vor.  Mathijs Deen, 1962 in Hengelo geboren, studierte Niederländisch in Groningen und arbeitete anschließend als Journalist bei Radio Noord.  Er veröffentlichte Sammlungen seiner Radiokolumnen, Kurzgeschichten und Romane.  Sein Kommissar Liewe Cupido ist gebürtiger Deutscher, aber auf Texel aufgewachsen.

Zunächst will der Holländer, so wird der Kommissar in Kollegenkreisen genannt, den Fall nicht übernehmen. Was war geschehen? Bei einem Spaziergang an der englischen Küste Northumberlands stoßen niederländische Urlauber auf die Überreste einer Leiche. Eine alte Schwimmweste deutet auf eine Verbindung zu einem 21 Jahre zuvor geschehenen Unglück hin.

Damals sank der Seeschlepper Pollux nördlich der Düneninsel Rottumerplaat. In einer komplizierten Mission der Seenotretter von Ameland und Norderney konnten alle Besatzungsmitglieder gerettet werden – bis auf den Kapitän. Handelt es sich bei dem geborgenen Skelett um den Vermissten? Eigentlich ein klarer Fall für Cupido, aber der will nicht ermitteln. Er ist gerade damit beschäftigt, seine eigene Familiengeschichte aufzuarbeiten. Immer noch „knackt“ er an seiner Vater-Sohn-Beziehung herum. Sein Vater, ein Fischer, ist unter mysteriösen Umständen „Auf See“ geblieben.  Doch als Cupidos ermittelnder Kollege Xander Rimbach auf Norderney vergiftet wird, gibt es für den Bundespolizisten kein Zurück mehr. Cupido muss seinen friesischen Spürsinn unter Beweis stellen und Privates und Dienstliches trennen. Auch die niederländische Ermittlerin Geeske Dobbenga ist in den Fall involviert, da es damals um eine grenzübergreifende Rettungsaktion ging. So taucht das Ermittlertrio in eine Szene verschwiegener Kameradschaft von Rettungsmännern, von Lebenswelten an Bord und einer tragischen Familiengeschichte ein. Den Lesenden erwartet ein spannender Plot mit Tiefgang im „doppelten“ Sinne des Wortes!

Zunächst zur Haptik: Das Cover und der Titel sind sehr gut gewählt. Die Papierqualität sorgt für ein gutes Lesegefühl. Das Lesebändchen macht andere Lesezeichen überflüssig. Ein gutes Buch braucht eben beides: Einen guten Plot und ein ansprechendes Äußeres.

Nun zum Plot: Als Krimireihenleser hat es mir gefallen, die alten Protagonisten (Mensch und Tier) wiederzutreffen. Ihre Charaktere sind gut beschrieben und schlüssig in der Fortschreibung ihres Lebensweges. Wie immer hat der schweigsame Liewe Cupido den richtigen Ermittlungsansatz. Aber er bekommt Antworten, die eher mehr Fragen aufwerfen als sie zu beantworten. Ich meine, dass es Mathijs Deen wieder einmal besonders gut gelungen ist, die Handlungsstränge bis zur Auflösung so zu entwickeln, dass der Spannungsbogen für den Lesenden immer auf hohem Niveau zum Weiterlesen animiert. Der Autor arbeitet, psychologisch geschickt, Themen wie „Schuld, Versagen und Vergebung“ ein. Unterhaltung darf auch nachdenklich stimmen! Ganz nebenbei erfährt der Lesende eine Menge über den Dienst der Seenotretter.

Fazit: Ich persönlich mag ruhige, tiefgründige und spannende Krimiliteratur mit lokalem Bezug. Darum auch zum dritten Mal meine volle Leseempfehlung!

Mathijs Deen: Der Retter
Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
Mare, März 2024
384 Seiten, gebundene Ausgabe, 23,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Martin Simon.

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