Weil sein Vater gestorben ist, muss ein junger Mann ins Dorf seiner Kindheit. Unter anderem will er sich um den Verkauf des elterlichen Hauses kümmern.
Soweit die harten Fakten, mit denen es aber in diesem Buch nicht sonderlich weit her ist. Immer wieder driftet die Handlung ins Surreale ab. So ist mehrfach die Rede von einer ominösen Zigarettenpapierfabrik, die das Haus wohl kaufen will, dann aber sonderbarerweise erst bezahlen will, wenn sie sämtliche Renovierungsarbeiten erledigt hat. Der Mann wiederum akzeptiert nur Bargeld, das er am Ende schließlich in einem Koffer erhält.
Neben diesem dubiosen Hausverkauf (platt gefragt: gab‘s da keinen Notar, der das Finanzielle geregelt hat?) hat unser Held offenbar auch das Ziel, eine ältere Frau ins Jenseits zu befördern. Zu diesem Zweck hat er einen tödlichen Giftcocktail immer am Mann, bringt es dann aber doch nicht über sich, ihn der Frau zu verabreichen. Warum, wieso und weshalb er sie umbringen will, darüber schweigt sich das Buch entweder aus oder es ist so verklausuliert dargestellt, dass der Autor dieser Zeilen es schlicht nicht verstanden hat.
Es gibt mindestens drei weitere Nebenhandlungsstränge – und das alles auf nur gut 200 Seiten: die Liebesbeziehung zu einer gewissen Maria, die aber nicht richtig in die Gänge kommt, die Freundschaft zu einem Kumpel aus früheren Zeiten und einen sonderbaren Hotelier, der nur vor der Glotze sitzt, um Sportübertragungen zu gucken, sich dann aber ganz plötzlich vom Acker macht.
Die meisten Kapitel sind in der Ich-Form geschrieben, aber ein weiterer Handlungsstrang, in dem es ausschließlich um die Konfrontation des Helden dem Tod des Vaters geht, ist sonderbarerweise in der dritten Person verfasst.
Als weitere Erschwernis kommt hinzu, dass der 1982 geborene Autor hin und wieder seinen Text dadurch bricht, dass er darüber schreibt, wie er seine Hauptfigur gerade erfindet und welche Beigaben er ihr gibt.
Das alles ergibt ein schwer verdauliches Durcheinander, das man nicht gelesen haben muss.
Martin Becker: Der Rest der Nacht.
Luchterhand, März 2014.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.