Ich mag sie wirklich gerne, die Hackebarts. Der Begriff „crazy“ passt wunderbar zu dieser ausgeflippten, einfallsreichen, eigentlich immer optimistischen Familie, in der jeder „seinen Platz“ hat und den auch ausfüllt, wenn man so will. Zosch, der Zocker – eigentlich ein Sorgenkind – trägt aber unbedingt auch zum Wohle bei, Brooklyn, das Organisationstalent, Mönkemeier, der kleine Künstler, Lulu, das Genie, das mit sechs Jahren Abituraufgaben mit Bravour löst, Opa, der Klimaaktivist, Papa, der Klobürstensammler, der diesmal mit einer Klobürste die Familie vor dem Ruin bewahrt und Mama, die mit ihren Touren nach Kroatien und den Klavierkonzerten unterwegs den Unterhalt sichert.
Die Million, die sie vor einiger Zeit bei Günter Jauch in einem „special“ gewonnen haben, ist leider fast aufgebraucht – das marode Haus, das Papa bei einer Zwangsversteigerung ergattert hat, hat sich als Fass ohne Boden erwiesen. Aber die Hackebarts sind zufrieden, so wie es grade ist. Sie können sich eben wunderbar mit Situationen abfinden und immer was Gutes darin sehen. Endlich hat jeder ein Zimmer für sich, Opa wohnt nebenan in der anderen Doppelhaushälfte bei den beiden etwas schrulligen „Tanten“ und fühlt sich dort pudelwohl. Nur eine Sache nervt noch: Das untere Bad ist nicht benutzbar. Der Gestank, der von dort kommt, ist so widerlich, dass Mama und Papa Hackebart dann eines Tages doch beschließen, zu „sanieren“. Das geht dann mal gründlich schief – bis auf die wunderbare Tatsache, dass Papa Hackebart im Tunnel unter dem Bad, den sie dabei entdecken, eine antike, wunderschöne, gut erhaltene, mit Gold verzierte Klobürste findet, die sofort in seine Sammlung aufgenommen wird und zum Ende der Geschichte auch noch ziemlich wichtig wird.
Ansonsten ist nach der missglückten Bad-Sanierung leider erstmal eine gründliche Haus-Sanierung erforderlich! Die wohl dann den Rest der einstigen Million verschlingen wird. Die Hackebarts lassen sich auch davon aber nicht unterkriegen, sondern beschließen, die Zeit, die die Handwerker für Sanierung und Renovierung brauchen werden, zu nutzen und ein paar Wochen in Urlaub zu fliegen. Fliegen – alleine das bringt Opa Kuno schon auf 180! Das muss verhindert werden!
Er findet in Zosch, der natürlich nicht uneigennützig handelt, einen Verbündeten und schafft es, den Abflug zunächst zu verhindern. Aber nur zunächst, denn Mama Hackebart hat sofort eine neue Idee. Es wird ein Urlaub mit Hindernissen und Chaos und richtig schlechtem Wetter. Klar. Aber auch daraus machen sie das Beste. Am Ende erweist sich dieser Urlaub sogar als lehrreich und gut, denn Zosch, der eigentlich den ganzen Tag nichts anderes macht als zu zocken, erkennt, dass es auch noch ein Leben außerhalb der digitalen Welt gibt.
Wieder ein unterhaltsames Kinderbuch von Markus Orths, der ja nicht nur für Kinder schreibt, sehr anschaulich illustriert von Horst Klein, der mit seinen schwarz-weiß Zeichnungen den Text unterstreicht. Kurze Kapitel, einfache Formulierungen machen es leicht, dranzubleiben und überfordern Kinder nicht beim Lesen. Mir ist Band 3 der „Crazy Family“ ein bisschen zu überladen an Missgeschicken und Widrigkeiten, dennoch auch wieder sehr amüsant und erfrischend anders.
Markus Orths: Crazy Family: die Hackebarts greifen an
Loewe, Januar 2025
173 Seiten, Hardcover, 14,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.