M.W. Craven: Der Botaniker

Wie konnte mir dieser Autor bislang entgehen? Wird jetzt die ganze Reihe noch mal auf Deutsch rauskommen. Ich hoffe sehr, ich will unbedingt miterleben, wie Tilly in das geniale Team kommt.

Vor laufender Kamera stirbt ein Mann. Zuerst vermutet man einen Herzinfarkt, aber er wurde vergiftet. Vorher erhielt er einen Brief mit einer Blüte und einem Gedicht. Die Blüte stammte von der Pflanze, aus der auch das Gift gewonnen wurde. Kann passieren. Ein Politiker erhält ebenfalls einen Brief mit einer Blüte und einer Drohung, wird rund um die Uhr mit großem Aufgebot bewacht und stirbt trotzdem. Sollte nicht passieren. Ein Serienmörder also, der recht schnell den Beinamen „Der Botaniker“ erhält. Das NCA um Stephanie Flynn, Mathilda Bradshaw und Washington Poe wird auf den Fall angesetzt. Für Poe kommt der interessante Fall zur Unzeit, denn gerade wurde ganz woanders in England seine Lieblingspathologin wegen Mordes an ihrem Vater verhaftet. Sie war es nicht, für Poe keine Frage, aber alle Beweise sprechen gegen sie.

Die beiden scheinbar nicht zusammenhängenden Fälle mit ihren vielen Rätseln und ständigen falschen Lösungen an sich sind schon gut, aber das Ermittlerteam ist der Knaller. So richtig sozial kompatibel sind sie alle nicht, aber nur bei Tilly wird das richtig zugegeben. Sie ist die Computerspezialistin des Teams und erfüllt so ziemlich jedes Vorurteil, dass man über einen Nerd haben kann. Washington Poe lebt mit seinem Hund so weit im Outback, dass man es nur mit dem Quad erreichen kann (kann ich da bitte einziehen) und es wird bald klar, warum ihm das gefällt. Wir haben also eine Superhackerin, einen Superrätsellöser, eine Superpathologin und einen Superverbrecher. Trotz aller dieser Genies ist das Buch wirklich gut geschrieben, ebenso spannend wie humorvoll.

Eine Warnung: Beim Lesen merkt man recht schnell, dass es sich um ein Ermittlerteam handelt, das eine Vergangenheit hat, die der Leser kennen könnte. Es handelt sich um den 5. Band einer Reihe, der erste ist wohl recht erfolglos vor Jahren auf Deutsch erschienen und nur noch antiquarisch erhältlich, die anderen gibt es nur auf Englisch. Der „Botaniker“ ist aber auch als Einzelband zu lesen, verständlich, aber man fragt sich ständig, woher die Ermittler so zusammenarbeiten, wie sie es tun.

Der Roman führt den Leser gemeinsam mit den Ermittlern immer wieder auf falsche Fährten, so oft glaubt man, die Lösung schon zu haben und dann ist es doch wieder ganz anders. Mir haben sowohl Schreibstil als auch Story sehr gut gefallen.

Aus dem Englischen übersetzt von Marie-Luise Bezzenberger
Droemer HC, August 2023 Jahr
560 Seiten, Paperback, 16,99 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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