Louis Begleys neuer Roman spielt – wie schon seine bekannten Schmidt-Romane – in der New Yorker Upper Class. Man trinkt Unmengen teuren Wein, geht ständig in Restaurants oder auf Partys und weiß nicht, wie man bloß den Schnee aus der Einfahrt kriegen soll, wenn die Bediensteten frei haben.
Echte Sorgen hat man in diesen Kreisen nur, wenn man aus Versehen die falsche Frau geheiratet hat – so wie Thomas, dessen zänkische und alles in allem unerträgliche Frau Lucy ihm das Leben zur Hölle macht. Erst als sie ihn mit einem Schweizer Sadisten betrügt, wird es ihm denn doch zu bunt und er verlässt sie.
In der erzählten Gegenwart liegt das alles aber schon Jahre zurück. Der Schriftsteller Philip, Ich-Erzähler und sicher eine Art Alter Ego des Autors, recherchiert nach und nach die Vorkommnisse in der Ehe zwischen Lucy und Thomas, wobei er nicht nur mit Lucy selbst spricht, sondern auch mit einer Vielzahl von Figuren, die ebenfalls etwas darüber sagen können. Ehemann Thomas ist schon vor Jahren gestorben.
Im Grunde ist „Erinnerungen an eine Ehe“ nicht mehr als ein besserer Klatschroman aus den oberen Kreisen. Knackpunkte sind die Vielzahl von Figuren, deren Namen sich beim besten Willen niemand merken kann, sodass man oft nicht weiß, in welcher Beziehung diese und jene Figur denn nochmal zu den Hauptfiguren steht, wenn sie einen ihrer Kurzauftritte hat. Außerdem scheint Autor Louis Begley, geboren 1933 und früher lange als Anwalt in New York tätig, selbst so sehr Teil dieser Upper Class zu sein, dass er nicht in der Lage ist, das in diesen Kreisen übliche Gehabe zu hinterfragen und zu brechen.
Louis Begley: Erinnerungen an eine Ehe.
Suhrkamp, September 2013.
222 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.