Als Emilia mit ihrer Großtante Poppy und ihrer Cousine Lucy nach Italien, dem Heimatland ihrer Großeltern und ihrer Großtante, aufbricht, weiß sie noch nicht, worauf sie sich einlässt. Poppy hat sich in den Kopf gesetzt, an ihrem kurz bevorstehenden 80. Geburtstag an einer bestimmten Sehenswürdigkeit in Italien zu stehen, um ihre große Liebe, die sie seit gut 60 Jahren nicht gesehen hat, wiederzutreffen. Emilia ist mehr als skeptisch, der Mann könnte immerhin seit Jahren tot sein. Aber sie und Lucy lassen sich auf das Abenteuer ein und kommen endlich dem Geheimnis auf die Spur, warum Oma Rosa der Großtante Poppy gegenüber so abweisend ist.
„Heute schon für morgen träumen“ hat zwei Handlungsstränge. Die Gegenwart mit Blick auf Emilia und die Vergangenheit in den 1960er Jahren, erzählt von Poppy. So erhält man als Leserin oder Leser einen sehr guten Blick auf die komplette Familiengeschichte. Und in der gibt es natürlich alles, was ein guter Spielman-Roman braucht: Intrigen, Gefühle, Geheimnisse, die ganz große Liebe, das menschliche Leben in all seinen Facetten.
Auch Emilia ist als Hauptfigur gut gewählt. Sie hasst ihre um Jahre jüngere Cousine Lucy und kann mit der überdrehten Art der jungen Frau nichts anfangen. Doch ein Schicksal teilen die beiden: Lucy, Anfang zwanzig, und Emilia, Ende zwanzig, haben die ganz große Liebe bisher nur vergeblich gesucht. Angeblich liegt dies an einem Fluch, der auf der Familie lastet. Nur die erstgeborene Tochter findet ihr Glück, heiratet, bekommt Kinder. Doch Lucy und Emilia sind Zweitgeborene, zum Unglück verdonnert und nicht fähig, die große Liebe zu finden. Poppy, ebenfalls eine Zweitgeborene der Familie hinter ihrer Schwester Rosa, will mit den beiden jungen Frauen nun ebendiesen Fluch brechen. „Ihr meine Lieben, seid noch in der Produktionsphase eures Films. Macht ihn spannend! Bei jeder Szene muss es kribbeln vor Aufregung! […] Egal was, Hauptsache, euer Leben ist nicht so langweilig, dass ihr dabei einschlaft“, rät sie ihnen (Seite 134). Poppy hat auch mit fast 80 Jahren den Mut und den Glauben an die Liebe nicht verloren, für ihre große Liebe Rico wagt sie eine letzte, nicht ganz ungefährliche Reise und setzt alles aufs Spiel.
Lori Nelson Spielman schreibt so, wie man es von ihr kennt. Locker, flockig, eingängig. Die Geschichte geht ans Herz und bleibt in Erinnerung. Dabei ist „Heute schon für morgen träumen“ kein reiner Schmachtfetzen, sondern stimmt auch ein bisschen nachdenklich und nicht alle Handlungsstränge sind vorhersehbar. Insgesamt ganz tolle Unterhaltung!
Lori Nelson Spielman: Heute schon für morgen träumen.
Krüger, September 2018.
400 Seiten, Taschenbuch, 15,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.