Mit „Tinte und Siegel“ erzählt Kevin Hearne Neues aus der Welt des Eisernen Druiden. Seine Bücher gehören zum Genre der „Urban“ oder „Contamporary“ Fantasy, die sich dadurch auszeichnet, dass die Handlung nicht in fremden Fantasiewelten spielt, sondern in unserer realen Gegenwart angesiedelt ist. Das darf den Fantasyfan aber nicht abschrecken. Die Welt der Sagen, Mythen und Götter sickert ordentlich durch den dünnen Schleier unserer Realität.
In „Tinte und Siegel“ bemüht sich Aloysius „Al“ McBharrais seinen Pflichten als sogenannter Siegelagent in Glasgow nach zu kommen. Er betreibt als Tarnung eine Druckerei, ist aber in Wahrheit dafür zuständig, Götter und andere Geschöpfe aus mythischen Gefilden daran zu hindern, ungeregelt in unsere Welt zu kommen und alles Mögliche anzurichten, von Schabernack bis hin zu Tod und Verderben. Hierzu wurden einst Verträge geschlossen und Siegelagenten können mittels sehr spezieller Tinten und ihren Siegeln dazu beitragen, dass diese eingehalten werden. Die Geschöpfe, mit denen Al hauptsächlich zu tun hat, kommen aus dem irischen Pantheon Tir Na Nog.
Aloysius ist nicht mehr der Jüngste und in letzter Zeit auch nicht wirklich vom Glück gesegnet. Ein Fluch lastet auf ihm, der jeden puren Hass auf ihn empfinden lässt, der seine Stimme öfters hört. Also muss Al mittels Handy und einer App, die Schrift in Sprache übersetzt, kommunizieren. Und als ob das nicht genug ist, sterben ihm auch noch all seine Schüler bei mehr oder weniger kuriosen Unfällen weg. Als Letzten trifft es Gordie, der an einem Scone erstickt. Aber außer Gordies Leiche findet Al in dessen Wohnung noch verstörende Hinweise, die belegen, dass Gordie mit seinen Siegelkenntnissen ordentlich Schindluder getrieben hat. Nun ist es an Al, der Sache auf den Grund zu gehen. Und dabei kämpft er nicht nur mit seinen magischen Siegeln sondern nutzt auch ganz moderne Mittel wie das Internet.
Hearne versteht es einen sehr sympathischen Humor in seine Geschichten einzuflechten. So begegnen einem die skurrilsten Gestalten, sowohl aus der realen als auch – und ganz besonders – aus der mythischen Welt. Aber immer gibt es auch sehr ernsthafte Unterströmungen, die jedes Buch nicht nur zu einem Lesespaß machen, sondern auch zum Nachdenken anregen. Das gefällt mir so an seinen Büchern – sympathische Bücher von einem sympathischen Autor.
Wer „Tinte und Siegel“ liest und Lust auf mehr hat, sollte unbedingt die „Chronik des Eiserenen Druiden“ lesen. Und wer Atticus (eigentlich: Siodhachan) O’Sullivan und seinen anbetungswürdigen irischen Wolfshund Oberon schon kennt, dem sei gesagt, dass es einen ganz kleinen „Gastauftritt“ in „Tinte und Siegel“ gibt.
Kevin Hearne ist Jahrgang 1970, lebt in Arizona und unterrichtet Englisch an einer High School.
Kevin Hearne: Tinte und Siegel – Die Chroniken des Siegelmagiers 01.
Klett-Cotta, Februar 2021.
384 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Pia Konle.
Das Buch steht auf meiner Wuli 🙂
Ah, dieses Buch hatte ich damals schon mal im Blick. Ich habe von K.Hearne damals den ersten Band der Druidenreihe gelesen. Ich verstehe genau, was du meinst, wenn du vom sympathischen Humor des Autors schreibst. Gerade dieser Punkt und auch die interessanten Einfälle für seine Romane haben mich auch sehr angesprochen. Deine Rezension hat meinen Wunsch dieses Buch irgendwann mal zu lesen, wieder gefestigt. Ich danke dir dafür.
Liebe Grüße
Tanja
Das klingt wirklich herrlich amüsant. Mysteriöse Geschichten, Magie und ausgefallene Ereignisse sind ja in vielen Fantasy Storys irgendwie nicht mehr so vertreten.
Das klingt wirklich gut. Mysteriöse Ereignisse, Magie, Spaß und Spannung ist im Fantasygenre ja nicht mehr ganz so vertreten. 😂
Moin Pia,
lieben Dank für deine ausführliche Meinung zum Buch, das macht echt Lust auf mehr 🙂
Liebe Grüße,
Christina P. / La Tina