Lucy und Mickey haben es nie leicht gehabt. Seit vielen Jahren sind sie nun verheiratet und trotzen den Schwierigkeiten des Lebens. Mickey hat eine bipolare Störung und lebt mit dem Auf und Ab von Depression und Manie, Lucy hat bereits ein Krebsrisiko in die Wiege gelegt bekommen und muss sich ständig der Angst stellen, dass der bereits einmal ausgebrochene Krebs zurückkehrt. Für beide stand schon am Anfang ihrer Beziehung fest: Kinder bekommen wir keine! Lucy hat sich sterilisieren lassen, doch Jahre danach passiert das Wunder. Lucy wird schwanger! Das Paar wankt zwischen Freude und Panik – sollen sie das Kind bekommen? Dann kehrt der Krebs zurück und ihre Liebe wird auf ein harte Probe gestellt …
Kann im Jahr 2013 nach „Ein ganzes halbes Jahr“ von Jojo Moyes noch ein besseres Buch kommen? Wochenlang konnte ich diese Frage problemlos mit „Nein“ beantworten – jetzt nicht mehr! „Tanz auf Glas“ ist besser, um Längen! Wer herzerweichende, tiefgehend gefühlvolle Lektüre sucht, ist hier genau richtig. Dieser Roman geht unter die Haut und es trockenen Fußes vom einen zum anderen Buchdeckel zu schaffen, scheint schier unmöglich. Lucy und Mickey müssen den Irrungen und Wirrungen des Lebens trotzen und obwohl alles bei ihnen in verschärfter Form auftritt, muss man als Leserin, an die das Buch sicher vordergründig gerichtet ist, doch erkennen, dass man selbst schon mal in einer ähnlichen Situation war oder Manches des Beschrieben wenigstens vom Gefühl her bereits durchlebt hat. Man kann sich den Hauptfiguren gar nicht entziehen!
Im Wesentlichen wird der Roman aus Lucys Perspektive beschrieben, aber auch Mickey bringt sich meist am Anfang eines jeden Kapitels durch kurze Randnotizen ein. Beide Figuren sind so übermäßig sympathisch gezeichnet, man fühlt sich ihnen sofort verbunden. Über 500 Seiten scheinen lang für das Thema und am Anfang, nach knapp 100 Seiten, fragt man sich wirklich noch, was alles kommen soll und was auf der Vielzahl der Seiten stehen wird. Dann aber verfliegen sie schnell, denn die Geschichte zieht einen in ihren Bann und man klammert sich mit den Hauptfiguren gemeinsam an die Hoffnung.
„Tanz auf Glas“ ist wundervolle Lektüre, die im Gedächtnis bleibt und für mich das Buch des Jahres ist. Keines der von mir gelesene war in diesem Jahr besser als Ka Hancocks Roman über Liebe und Tod und die Zeit dazwischen. Der Roman ist überaus emotional geschrieben und glänzt durch seine durchweg glaubhaften und lebhaften Figuren. Selbst die Nebenfiguren wirken wie aus dem Leben genommen. Ja, alles was passiert, hätte auch in der Nachbarschaft oder sogar Familie der Autorin passieren können und sie hat es lediglich niedergeschrieben. Selbst die Daten zu Depression und Manie wirken glaubhaft und gut recherchiert.
Durchweg ein toller, toller Roman!
Ka Hancock: Tanz auf Glas.
Knaur, September 2013.
528 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.