Jovana Reisinger, Jahrgang ’89, ist Autorin, Filmemacherin und bildende Künstlerin. Ihr künstlerisches Gespür nehme ich in ihrem Essayband „Enjoy Schatz“ sehr deutlich wahr. Eine wahrhaftige Perle abseits der Mainstream-Lektüre!
Autobiographischer Pakt? Autofiktion?
„Werden weibliche Schreibende nicht sowieso mit ihren Figuren verwechselt? Warum sich also die Mühe machen und eine Protagonistin erschaffen, die möglichst weit weg von der Verfasserin ist?“ (Zitat Klappentext)
Perlenlektüre … Lektüre-Perle? It’s so damngood, it’sJovanaesk!
Mich hat es überrascht, wie klug der Text geschrieben ist. Dabei ist alles dennoch so locker, juicy&cute.
Hier geht es nicht nur um die Lust am Begehren, ums Rumkriegen und Rumgekriegtwerden.
Gedanke um Gedanke verwebt Jovana absolut eindrücklich den Endlos-Loop aus Liebe – Trennung – Alleinsein mit der Geringschätzung weiblichen Schreibens, der femininen Machtlosigkeit, den Schmerzen der weiblichen Existenz, dem Definitionsradius des Vergewaltigungsbegriffs – während sie zeitgleich nicht nur wunderschöne Momente, sondern auch all die Demütigungen, Übergriffe et cetera essayartig aufspaltet.
„Die unfassbar vielen Male, die wir mit Männern schliefen, weil wir glaubten, alles andere sei unhöflich, anstrengend oder zu unsicher. Die Grenzüberschreitungen, die man sich gefallen ließ, um größere Katastrophen zu vermeiden.“ (S. 114)
Es bricht so viel heraus, was meist ungesagt bleibt …
Neben funkelnder Lust schimmern auch die grausam-abgründigen Facetten voller feinsinniger Beobachtungen über die moderne Frau zwischen den Zeilen hindurch. Uns moderne Frauen, die von der Welt permanent in Schubladen gesteckt werden, während wir versuchen, uns selbst zu erkennen.
„Enjoy Schatz“ ist derart delikat und schmerzlich zugleich, dass es sich verboten anfühlt.
Und dieses Ende! Es hat mir alles gegeben und gleichzeitig alles genommen.
Jovana Reisinger: Enjoy Schatz.
Korbinian Verlag, Oktober 2022.
150 Seiten, Taschenbuch, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.