Joseph O’Connor: In meines Vaters Haus

Widerstand leisten im besetzen Rom– auf wahren Ereignissen beruhende Geschichte

Ein charismatischer Geistlicher versammelt mehrere tapfere Menschen um sich, um Geflohenen, Deserteuren, Verletzten und Verzweifelten zu helfen – unter der aufmerksamen Beobachtung des Deutschen Hartmann, Chef des NS-Sicherheitsdienstes.

Alle im Vatikan lebenden Menschen können dessen Gebiet kaum noch verlassen, nur mit Sondererlaubnis dürfen sie das von den Deutschen besetzte Rom betreten. Es ist kurz vor Weihnachten 1943 und der Geistliche Hugh O’Flaherty setzt sein eigenes Leben und das anderer aufs Spiel. Er muss eine sehr gefährliche Aktion ausführen, Geld zu denen bringen, die er retten will. Seine Helfer bei diesen Aktionen sind ganz verschiedene Menschen, die sich zur Tarnung als Chor treffen, Frauen und Männer, die aus ganz unterschiedlichen Gründen zu dieser Gruppe dazugestoßen sind.

O’Flaherty ist ein beeindruckender Charakter, mutig bis zur Selbstaufgabe, dabei aber immer auch klug und überlegt handelnd. Er weiß, was er riskiert und kennt auch seine Mitstreiter so gut, dass er einschätzen kann, wem er was zutrauen, zumuten darf.

Dabei ist der gesamte Vatikan, aber er im Besonderen unter ständiger Überwachung durch die Deutschen. Immer wieder werden Menschen, unter den kleinsten Vorwänden, gefangen und gefoltert.

Diese Geschichte ist nicht stringent, nicht unbedingt chronologisch erzählt. Zwischen die fortlaufende Handlung in den letzten Tagen vor der wichtigen Aktion sind Rückblicke, teils in Interviewform, eingebettet, aus Sicht der Mitglieder von O’Flahertys Gruppe. So erfährt man, was sie antrieb, was sie dachten und fühlten, während sie diesem Mann folgten. Man erfährt, wie es ihnen erging und wie ihr Leben danach ablief. Der Nachteil dieser Erzählmethode ist, dass man dadurch vorab weiß, wer unbeschadet aus der Aktion herauskam, was ein wenig die Spannung beeinträchtigt.

Hugh O’Flaherty ist in jedem Fall ein Charakter, eine Figur, die in Erinnerung bleibt. Rückblicke auf sein früheres Leben, die ebenfalls in die Handlung eingeflochten sind, zeigen, wie er zu dem wurde, der er nun ist, was ihn antreibt und was seinen Charakter formte.

Teils ist die Erzählweise etwas zäh, der Autor legt es nicht darauf an, Emotionen in der Leserin zu wecken. Es wird eher distanziert, mit Abstand, aber keineswegs ohne Empathie erzählt. Und mit Geschick Spannung erzeugt, wenn auch aufgrund des recht langatmigen Stils eher gedämpft.

Ein interessantes, in jedem Fall besonderes Buch.

Joseph O’Connor – In meines Vaters Haus
aus dem Englischen von Susann Urban
C.H.Beck, Oktober 2023
Gebundene Ausgabe, 382 Seiten,  26,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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