Einst umfasste das menschliche Sternenreich die ganze Galaxie. Das war, bevor die insektoiden Aggressoren kamen, und die ISS dank ihrer Tarnschirme vernichtend schlugen. Billionen Menschen starben in den Gefechten, nur einer verschwindend kleinen Anzahl gelang die Flucht in den Dark Space, einem Sternenhaufen aus schwarzen Löchern, in den einst die straffälligen Verbrecher deportiert wurden. Jetzt leben dort die letzten freien Menschen. Ethan Ortane ist einer vor ihnen.
Auf einem abgehalfterten Frachter fristet er mühsam sein Dasein, hat Schulden bei einem Kredithai, der sein Geld mitleidlos eintreibt. Entweder Ethan wird schmerzhaft ums Leben kommen, oder er willigt in einen Bund mit den Teufel ein. Er soll sich, verkleidet als junger Pilot, in das einzige übergebliebene menschliche Schlachtschiff einschleichen und dieses mitsamt der gesamten 50.000 Menschen umfassenden Besatzung sabotieren.
Zwar will er nur das Schiff ausschalten, der Besatzung soll nichts passieren, doch dann kommt alles anders.
Der Kredithai, der sich zum despotischen Herrscher aufschwingen will, verfolgt einen perfiden Plan, der voraussetzt, dass die Besatzung stirbt und er das Schlachtschiff intakt und ohne Verluste an sich bringt …
Military SF ist eines der wenigen Sub-Genres der Science Fiction, das die Kassen in den Buchhandlungen noch klingeln lässt. Wer einmal online oder in den Spezialbuchhandlungen nachschaut und fragt, dem wird deutlich, dass die Inner Space, Cyberpunk und die Erforschung fremder Planeten, zumindest was die Lesergunst anbelangt, oftmals ausgedient hat. Burbans „Ruul“-Konflikt, die „Sten Chroniken“ von Chris Bunch und Alan Cole und Konsorten locken die Gamer und Star Wars Fans zum Medium Buch.
Auf diesen Zug möchte auch Piper aufspringen und hat sich eine der in den USA angesagtesten entsprechenden Reihen gesichert.
Das relativ dünne Paperback mit einem doch lesefreundlichen Satzspiegel hält so den Auftakt der bislang sechs-bändigen Reihe für den Käufer bereit.
In diesem werden die Figuren eingeführt, die Situation vorgestellt und erste Handlungsstränge vorbereitet.
Dies heißt aber beileibe nicht, dass es an packender Action mangeln würde. Zwar bleibt vorerst noch Vieles im Anfangsstadium, bekommen wir die konfliktdominierenden Fremdrassen nur aus den Berichten der Flüchtlinge zu Gesicht, doch hier deuten sich schon größere, ja existenzbedrohende Auseinandersetzungen an. Dabei erwarten den Leser Raumgefechte ebenso wie fiese Verräter, Menschen werden gefoltert, mittels im Gehirn implantierten Chips mental umerzogen und unsere Helden als Gestalten platziert und mit einer Historie unterfüttert.
Einer der Schwachpunkte des Romans bleiben allerdings gerade diese Figuren.
Sie alle, angefangen vom Protagonisten bis hin zu seinem Gegenspieler agieren schablonenhaft und eindimensional. Das sind Abziehbilder eines Han Solo Abklatsches und eines verrückten Despoten die nie aus dem Text heraustreten oder sich sonderlich interessant anbieten.
Das Tempo ist hoch, die Action steht klar im Mittelpunkt der Handlung, ja dominiert diese. Die Bühne, die Dunkelwolke bleibt noch diffus, die Logik blenden wir bei der Lektüre lieber aus. Also ein Roman, der sich angenehm und spannend aber ohne große Stärken liest, Lesefutter für Zwischendurch eben, nicht mehr, nicht weniger.
Jasper T. Scott: Dark Space 01: Die Menschheit ist verloren.
Piper, April 2016.
272 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.