Seitdem der Krieg zwischen der Allianz und den Syndikatwelten zumindest offiziell vorbei ist, streben immer mehr der bislang geknechteten Welten des Syndiks nach Freiheit und Selbstständigkeit.
Midway, ein Sonnensystem das nicht nur über ein Hyperraumtor sondern auch diverse Sprungpunkte verfügt, über die weitere Systeme erreichbar sind, ist ein solches System.
Zwei ehemalige CEOs haben sich zusammengetan, um endlich einmal nicht gegen, sondern mit und für das Volk zu handeln. Sie haben die Schlangen, wie man die Mitglieder des Inneren Sicherheitsdienstes ISD gemeinhin nennt ausgeschaltet, erste freie Wahlen genehmigt und sich von Prime losgesagt.
Dass sie sich dabei, Dank des Verhandlungsgeschicks von Präsidentin Iceni, mit der Unterstützung von Black Jack Geary rechnen können, erweist sich als wichtiges Pfund, als eine Entsatzflotte des Syndikats im System auftaucht. Zwar muss Black Jacks Flotte das System in Richtung Allianz verlassen, doch so ganz alleine im Kampf um ihre Freiheit bleibt Midway nicht. Geary lässt eine Botschafterin im Sonnensystem zurück, die nicht nur weiß, wie Geary denkt, sondern auch eine taktische Ausbildung von ihm erhalten hat.
Und diese erweist sich angesichts von Verrätern im Inneren und Bedrohungen von außen als höchst notwendig …
Die Pause, die Campbell seinem Helden Black Jack verordnet hat nutzt er, um uns von den Umstürzen im Gebiet des ehemaligen Gegners zu erzählen. Geschickt hat er ein Grenzsystem als Handlungsort ausgesucht, ein Sonnensystem, das durch seine Bedeutung als Knotenpunkt wichtig, dabei aber doch so weit von den Kernwelten des Sydikats entfernt liegt, dass die Autonomiebestrebungen nicht gleich mit dem geballten Kraft des Restimperiums bedroht werden.
Quasi von innen erleben wir mit, wie der Überwachungsstaat der Syndiks funktioniert hat, wie er nun umgestaltet wird und wie die Befreiten langsam lernen, was Freiheit bedeutet.
Dass Campbell hier eine recht einseitige Brille aufsetzt, dass er die Welt der zentralen Unterdrückung und Bespitzelung ganz eindeutig an der reaktionär-republikanischen Sicht der USA auf den ehemaligen Ostblock orientiert sei erwähnt, wirkt auch ein wenig arg stereotyp, verwöhnt den Leser dann aber auch mit eindeutigen Protagonisten und ihren Antagonisten.
Im ersten Band der „verlorenen Sterne“ hat sich der Autor auch recht deutlich mit Werten wie Freiheit und Verantwortung auseinandergesetzt, vorliegend regiert ganz eindeutig das Abenteuer.
Mangels großer Raumschiffverbände sind die beeindruckende Schlachtbeschreibungen, die wir von Campbell kennen und schätzen erneut etwas Mangelware, wobei Kämpfe, Kommandounternehmen und Attentate keinerlei Langeweile aufkommen lassen.
Zusammen mit der Kris Longknife-Reihe von Mike Shepherd, die ebenfalls bei Bastei-Lübbe erscheint findet der Fan von Military SF hier bestes packendes Lesefutter, das die Zeit der Lektüre wie im Flug vergehen lässt.
Jack Campbell: Die verlorenen Sterne 02: Enigma.
Bastei Lübbe, November 2014.
544 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.