Ia Genberg: Die Details

Für „Die Details“ erhielt Ia Genberg den Augustpreis, einen in ihrem Heimatland Schweden bedeutenden Literaturpreis.

Die Autorin zeigt in diesem Roman durch ihre Protagonistin auf, wie wir durch andere Menschen beeinflusst werden, wie wir uns auf andere Personen einstellen, wie wir uns in der Zeit, die wir mit anderen verbringen, durch neue Einflüsse verändern können. Im Handlungsablauf wird deutlich, dass es eben nicht nur die großen, einschneidenden Erlebnisse sind, die unser Leben ausmachen und  prägen, sondern vielfach die Details.

Ia Genbergs namenlose Protagonistin ist bisexuell, was aber eher eine untergeordnete Rolle spielt. Von Malaria geplagt, liegt sie mit Fieberschüben ins Bett gefesselt und hat alle Zeit, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen. Sie beschäftigt sich mit den Menschen, mit denen sie in großer Liebe verbunden war. Sich zu verlieben kommt einer Tätowierung gleich, konstatiert sie in diesem Zusammenhang über ihre Empathie.

So lernen wir vier Menschen kennen, die alle eine ganz besondere und intime Bedeutung im Leben der Ich-Erzählerin eingenommen haben. Es sind dies ihre große Liebe Johanna, wir lesen über ihre Beziehung zu ihrer intelligenten, wissbegierigen, aber gleichsam chaotischen Freundin und WG-Mitbewohnerin Niki, dann über ihr ungestümes Brennen für Alejandro und auch die Liebe zu ihrer Mutter wird thematisiert. Dazu kommt noch Sally, ihre beständige, auf Kleidungsstücke fixierte Freundin, die alle diese Lieben überdauert.

In den verschiedenen Episoden werden die Charaktere der mit der Erzählerin verbundenen Personen verdeutlicht und dabei auch ihre eigene Veränderung. 

Die Ausschnitte aus dem Leben der Protaginistin, die die Autorin beschreibt, bestehen oft aus kleinen Szenen mit manchmal winzigen Details, die eine Zeit des gemeinsamen Miteinanders ausmachen und uns als Leser letztendlich innehalten und nachdenken lassen. Die Protagonistin bezeichnet es als eine volle Dosis Magie, die sie manchmal in der Begegnung mit anderen erfährt.

Ganz automatisch entstehen beim Lesen Reflexionen auf das eigene Ich und darüber, wie wir uns dem jeweiligen Gegenüber anpassen und entsprechend in unserem weiteren Denken und Handeln beeinflusst sind.

Dieser kleine Roman lebt nicht nur durch das Bloßlegen von prägenden Verbindungen, Verlusten und einem daraus resultierendem Erkennen. – Vor allem punktet er durch seine klar konturierte, einfühlsame und gute Sprache.

Ia Genberg: Die Details
Übersetzung aus dem Schwedischen: Stefan Pluschkat
Rowohlt, August 2023
gebundene Ausgabe, 144 Seiten, 22,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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Ein Kommentar zu “Ia Genberg: Die Details

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