Heinrich Steinfests neuer Roman „Das schwarze Manuskript“ beginnt mit einer scheinbar alltäglichen Szene: Ashok Oswald, ein wohlhabender Mann, schwimmt wie jeden Morgen in seinem Pool. Doch an diesem Tag wird er von drei Fremden gezwungen, ein geheimnisvolles Manuskript herauszugeben, das ihm einst von Peter Bischof anvertraut wurde. Die Dringlichkeit und Entschlossenheit der Eindringlinge lassen Ashok erkennen, dass dieses Buch von ungeahnter Bedeutung ist. Um das Rätsel zu lösen, verlässt er sein bisheriges Leben und begibt sich auf eine Suche, die ihn in einen Zwischenbereich von Literatur und Realität führt.
Steinfest ist bekannt für seinen humorvollen, originellen Stil, der auch in diesem Roman zum Tragen kommt. Besonders die ersten Seiten sind geprägt von Witz, überraschenden Perspektivwechseln und einer Sprache, die das Alltägliche ins Groteske kippen lässt.
Nach dem starken Beginn verliert der Roman jedoch in der zweiten Hälfte an Fahrt. Die Handlung verzweigt sich in zahlreiche Nebenstränge. Einmal treffen wir beispielsweise eine Senior-Schwimmerin, die für eine Kanal-Überquerung trainiert und unseren Helden vor dem Ertrinken rettet, ein anderes Mal finden wir uns in der Reporter-Kabine eines Hurling-Spiels wieder – eine irische Volkssportart. Mit dem Fortgang der Handlung um das geheimnisvolle Manuskript hat all das rein gar nichts zu tun. Die detaillierten Beschreibungen von Nebensächlichkeiten wirken teils ermüdend. Steinfest verliert sich streckenweise in Ausführungen, die zwar stilistisch brillant, aber für die Handlung irrelevant sind.
Der Plot wird zunehmend verworren und lässt die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmen – das kann beim Lesen verwirrend und anstrengend werden. Die Auflösung, also was es mit besagtem Manuskript auf sich hat, geht ins Absurde.
Heinrich Steinfest: Das schwarze Manuskript
Piper, August 2025
240 Seiten, gebundene Ausgabe, 23 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.
