Der Politologe und Zeithistoriker Hans-Peter Schwarz verdeutlicht in diesem Essay Fehlbeschlüsse in der europäischen Flüchtlingspolitik und hält den Entscheidungsträgern mit Zahlen und Fakten den Spiegel vor. Dabei bezieht er kritisch Stellung, lässt Vorzeichen und Vorahnungen Revue passieren und zeigt falsche Weichenstellungen auf, als im Herbst 2015 der Flüchtlingsstrom nach Europa einsetzte.
Schwarz schildert den Kontrollverlust während der Flüchtlingsströme, hinterfragt das EU-Flüchtlingsrecht, die paradoxe Konstruktion des Schengen-Grenzkodex und die komplizierten Brüsseler Bürokratien.
Darüber hinaus beleuchtet er unter anderem die Krisenherde in Afrika samt Ursachenbekämpfung und internationaler Flüchtlingshilfe, setzt sich auseinander mit nationalen Notmaßnahmen sowie den verschärften Spannungen innerhalb der Europäischen Union, die unter dem Druck der Flüchtlingsströme entstanden sind.
Doch es geht nicht allein um die dramatischen Veränderungen in den Krisenherden der Welt und in Europa. Im letzten Kapitel erörtert Schwarz Chancen und Risiken der europäischen Zukunft und bietet Lösungen. So geht er unter anderem auf eine längst überfällige Reform des europäischen Asylrechts ein, durchdenkt eine intelligenter organisierte humanitäre Flüchtlingshilfe, die Rückgabe des Ausländerrechts an die Mitgliedsstaaten der EU, Ursachenbekämpfung und Schutz der europäischen Außengrenzen.
Hans-Peter Schwarz: Die neue Völkerwanderung nach Europa: Über den Verlust politischer Kontrolle und moralischer Gewissheiten.
DVA, März 2017.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.