Frida Skybäck: Schwarzvogel: Fredrika Storm 01

Fredrika Storms Versetzung und Rückkehr in die Heimat hätte den nötigen Heilprozess ihrer wunden Seele einleiten können. Die verunsicherte junge Frau hoffte auf eine ungefährliche ruhige Ermittlungsarbeit bei der Polizei in Lund und auch auf eine Versöhnung mit dem Vater.

Ihr erster Arbeitstag beginnt mit der Bergung einer Leiche aus vereistem Wasser. Nomi Pedersens Tod hätte ganz schnell als Unglücksfall zu den Akten gelegt werden können, wäre ihre panische Flucht auf das viel zu dünne Eis nicht von Fredrikas Großmutter beobachtet worden. Für die Polizei bleibt das zurückgezogene Leben der jungen Fremden lange ein Geheimnis. Und jede neue Frage führt immer weiter in die Vergangenheit, zu zwei Menschen, die vor zwanzig Jahren gleichzeitig spurlos verschwunden sind. Eine von ihnen ist Fredrikas Mutter.

Mit Schwarzvogel hat die international bekannte Autorin Frida Skybäck den Auftakt zu einer neuen Krimiserie präsentiert. Im südschwedischen Lund, wo auch die Autorin mit ihrer Familie lebt, wagt die Ermittlerin Fredrika Storm einen Neustart, nachdem die Verfolgung eines lang gesuchten Verbrechers von ihr und einem unerfahrenen Kollegen in eine Katastrophe endete. Von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen geplagt, fühlt sich die junge Polizistin in Stockholm im Kreis ihrer Kollegen und deren Rückfragen überfordert. Fredrika will so schnell wie möglich vergessen und in einem Umfald arbeiten, wo niemand von ihrem Scheitern und den Folgen etwas weiß. Was liegt da näher, als in die beschauliche Heimat zurückzukehren und wieder Kontakt zu ihrer großen Familie aufzunehmen? Was sie erwartet, ist alles andere als die Idylle eines Bauernhofes mit einem väterlichen Großbauern. Die Zeichen stehen auch hier auf Veränderung.

Der neue Kollege Henry Calment scheint anfangs nicht so gut zu der intuitiv ermittelnden Fredrika zu passen, die lieber ihrem Bauchgefühl folgt als den Regeln der polizeilichen Hackordnung. Zusammen werden sie ein harmonisches Team, das von Tag zu Tag besser funktioniert, um das routinierte Schweigen der Zeugen und Verdächtigen zu brechen. Die Konstellation der beiden unterschiedlichen Charaktere erinnert ein wenig an Thomas Lynley und Barbara Havers, die in England familiäre Tragödien und die daraus erwachsenen Verbrechen aufdecken. Im Vergleich zu dem von Elisabeth Georges entwickelten Ermittlungsteam begegnen sich die Kollegen Henry und Fredrika auf Augenhöhe.

Die Autorin hat sich dazu entschlossen, im ersten, in sich abgeschlossenen Teil alle Charaktere und ihre Motive offenzulegen, um die Zerbrechlichkeit des zwischenmenschlichen Netzwerkes auf die Probe zu stellen. Auch sonst sind die Ereignisse auserzählt und bilden eine solide Basis für den konstanten Spannungsaufbau. Wer Schwedenkrimis mag, wird sich auch in dieser kurzweiligen Serie wie zuhause fühlen.

Frida Skybäck: Schwarzvogel: Fredrika Storm 01
Aus dem Schwedischen übersetzt von Julia Gschwilm und Thomas Altefrohne
dtv, September 2023
448 Seiten, Taschenbuch, 17,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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