Florian Knöppler: Südfall

Einen besseren Start auf den herbstlichen Büchermarkt kann Florian Klöpplers dritter Roman „Südfall“ gar nicht erwischen. Er wird NDR Buch des Monats Oktober! Ausführlich und medial professionell im Kulturjournal vom 9. Oktober einem breiten Publikum vorgestellt. Der 1966 geborene Autor lebt in Nordfriesland auf einem Hof. In dieser norddeutschen Landschaft hat er die Bühne gefunden, auf der seine Heimatgeschichten spielen. Seine Protagonisten beschäftigen sich, in ihren jeweiligen individuellen Lebenssituationen, mit den Fragen nach einem gelingenden Leben. Ein Leben in Glück und Frieden. Wie kann man das Gute in all dem Schlechten dieser Welt finden?

Knöpplers neuer Roman spielt im Sommer 1944. Dave Milton, im Zivilleben Tierarzt, ist Pilot und englischer Soldat. Sein Leben ändert sich plötzlich, als seine Maschine im Einsatz über dem nordfriesischen Wattenmeer abgeschossen wird. Mit dem Fallschirm kann er sich retten. Aber in dem Gezeitenstrom entgeht Dave nur knapp dem „nassen Tod“. Angeschlagen und mühsam erreicht er die Hallig Südfall. Hier trifft er auf eine alte Frau. Die Halliggräfin von Südfall. Sie nimmt ihn auf. Die Verständigung funktioniert.  Dave hatte eine deutsche Großmutter und die Gräfin spricht fließend Englisch. Happy End im Feindesland?

In der Tat könnte Dave nun das Kriegsende auf Südfall abwarten. Doch er will nach Hause und wagt die Flucht. Über Husum zieht es ihn nördlich an der Küste entlang. Während seiner Flucht trifft Dave verschiedene Menschen. Um diese Begegnungen in den besonderen Zeiten des Krieges geht es Florian Knöppler. Er fragt nach Werten wie Mut, Vertrauen und Zivilcourage. Ihm sind  Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen wichtig. So erlebt Dave beides: Geben und nehmen, Vertrauen und Misstrauen, Freundschaft und Verrat.

Nahe der dänischen Grenze entsteht ein Plan, wie Dave es mit einem Boot schaffen könnte, nach England zu gelangen. Aus dieser Planung bezieht der Plot seine zusätzliche Spannung. Wird Dave Milton die Flucht gelingen? Wird er heimkehren und seine Frau Cecilie wiedersehen?

Emphatisch berührend bringt der Autor seine Charaktere in Beziehung. Diese Begegnungen markieren immer eindrücklich Wendepunkte im Leben der Betroffenen. Der Autor sorgt für Vielfalt indem er es schafft, seine Protagonisten aus ganz verschiedenen und speziellen Blickwinkeln zu betrachten. Jedes Kapitel trägt den Namen einer seiner Figuren: Dave, Paul, Anna, Cecilie und Simon. Der ganze Plot wirkt überzeugend und wohltuend menschlich. Die Figuren überzeugen durch Authentizität. Dabei spielt die Handlung in einem knapp verdichteten Zeitraum. Florian Knöpplers wird diesem sprachlichen Anspruch voll gerecht. Seine bildreichen Beschreibungen von Personen und Landschaften stellen eine eigene Qualität des Lesevergnügens dar. Die Lesenden können der Handlung problemlos folgen.

Ich finde es nicht übertrieben, wenn der NDR-Redakteur Jürgen Deppe Florian Knöppler „ die neue, ernst zu nehmende Stimme der deutschen Gegenwartsliteratur“ nennt. Auch darum meine uneingeschränkte  Leseempfehlung!

Südfall von Florian  Knöppler
Pendragon, August 2023.
268 Seiten, gebundene Ausgabe, 24,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Martin Simon.

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