… oder wie man sich in ein Buch verliebt.
Es gibt Situationen im Leben, da ist man einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. So war es bei mir, als ich zum ersten Mal auf die Autorin Karen M. McManus stieß. Kurz vor der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung ihres ersten Buches „One Of Us Is Lying“ machte ich gerade ein Praktikum in einem örtlichen Buchladen. Das Tollste an diesem Job: Buchhandlungen bekommen vorab Leseexemplare unveröffentlichter Bücher. Im Fall dieses Ladens wurden sie in einem dunklen, geheimnisvollen Keller gelagert und ich als Praktikantin durfte mir nach Herzensliebe alles aussuchen und für die Buchhändlerinnen lesen. Ein Traumjob für einen Buchjunkie.
Nach „One Of Us Is Lying“ griff ich nur, weil ich gerade in einer ABBA-Phase war. Und auch wenn der Text in dem Song anders gemeint ist als im Buchtitel, bekam ich sofort einen Ohrwurm, griff nach dem Buch, wünschte meinen Kolleginnen rufend einen schönen Feierabend und machte mich auf den Weg nach Hause.
Am Abend war ich mit meiner besten Freundin verabredet, die Zeit bis dahin, wollte ich mir locker mit dem neu gefundenen Schatz von der Arbeit vertreiben. Womit ich nicht gerechnet hatte: Das Buch ließ sich nicht zur Seite legen! Bis zum Abend hatte ich es zur Hälfte durchgelesen und musste meiner Freundin ohne jedes schlechte Gewissen mitteilen: Entweder, du liest dieses Buch jetzt mit mir zu Ende oder wir müssen unsere Verabredung absagen. Da meine Freundin ein netterer Mensch ist als ich, entschied sie sich für die erste Variante. Ich weihte sie schnell ein:
„Du, da sind fünf Schüler zum Nachsitzen geordert worden und einer von ihnen stirbt. Das ist so ein Arschloch, das über jeden anderen von ihnen Geheimnisse wusste und gedroht hat, sie zu veröffentlichen. Einer von den anderen vier hat ihn also umgebracht, aber wir möchten, dass es keiner von ihnen ist, die sind nämlich alle so toll!“
Also machten wir es uns gemütlich, hofften inständig, dass der Lehrer der Mörder war und lasen das Buch noch am selben Abend bis zum Ende durch, Und was für ein Ende. Ein Ende, das uns so gut gefiel, dass wir direkt wieder von vorne anfingen (meine Freundin kannte ja die erste Hälfte nur durch meine sehr gefilterte Zusammenfassung).
Ich habe „One Of Us Is Lying“ zweimal hintereinander gelesen und auch wenn es nur ein Jugendroman ist, der mit der High School und mit Klischees spielt, erreicht Karen M. McManus durch ihre Bücher eine echte Tiefe. Weil sie ihre Leser glücklich macht.
Inzwischen bin ich wohl zu alt für die primäre Zielgruppe – aber noch immer verschlinge ich jedes neue Buch, das die Autorin auf den Markt bringt und immer bin ich gespannt und glücklich, wieder in ihre Welten gezogen zu werden.
Umso begeisterter war ich, als der cbj Verlag, bei dem die deutschen Ausgaben der Bücher erscheinen, mich als Bloggerin zu einer Lesung der Autorin einlud. Ich bin 22 Jahre alt und stand zum ersten Mal auf einer Gästeliste, das hat sich schon sehr besonders angefühlt. Als ich dann auch noch einen reservierten Platz mit Namensschild in der ersten Reihe bekam, konnte es eigentlich nicht besser werden.
Meine besagte Freundin von damals war auch mit dabei. Nach „One Of Us Is Lying“ haben wir auch jedes weitere Buch der Autorin zusammen gelesen – ein vollendeter Kreislauf also, dass wir jetzt die Lesung zusammen besuchten.
Anfangs hatte ich etwas Angst vor so einem „Never meet your heros“-Moment. Also dass man Menschen, die man vergöttert, lieber nicht in Echt treffen sollte, weil man sich eine Persona aufgebaut hat, die es so gar nicht wirklich gibt. Umso angenehmer überrascht war ich von dem Abend in der Thalia Buchhandlung in Hamburg: Karen M. McManus ist eine sympathische und extrem unterhaltsame Person, die souverän und humorvoll mit Interviewfragen umgeht und ihr Publikum immer wieder zum Lachen bringt. Wir haben an diesem Abend unglaublich viel über die Autorin, über die Figuren und über das Schreiben erfahren.
Außerdem ist sie ein Profi im Smalltalk: Beim Signieren der Bücher, wofür sich wirklich, wirklich viele Leute mit wirklich, wirklich vielen Büchern anstellten, redete sie mit jedem einzelnen unbeschwert, locker und über ein komplett anderes Thema. Mir hat sie dann gesagt, dass mein Name (Isabella) einer ihrer Lieblingsnamen sei und sie sich wundert, warum sie ihn noch nie in ein Buch eingebaut hat. Vermutlich, weil sie sie nicht umbringen wolle, aber Isabella sei so ein Name entweder für die Mörderin oder die Ermordete. Das hat meinen Tag natürlich komplett gemacht.
Mit der signierten Ausgabe meines zweimal durchgesuchteten Lieblingsbuches machte ich mich auf den Heimweg.
Abschließend kann ich nur jedem sagen: Lest die Bücher von Karen M. McManus, egal wie alt ihr seid. Das sind die besten Thriller, die es da draußen gibt, keiner kann mir etwas anderes erzählen!
Ein Special von Isabella M. Banger.