Emiko Jean: Mika im echten Leben

Adoptiertes Mädchen trifft ihre leibliche Mutter – Ein Roman, der sich verzettelt

Mika ist Mitte Dreißig, als eines Tages ihr Telefon klingelt. Am Apparat ist ihre 16-jährige Tochter Penny, die sie sofort nach ihrer Geburt zur Adoption freigab. Penny möchte ihre Mutter kennenlernen, ein Wunsch, den Mika teilt und so wird, nach weiteren längeren Telefonaten, ein Treffen vereinbart.

Das Problem ist nur, dass Mika ihrer Tochter ihr eigenes Leben in strahlenden Farben beschreibt, während es in Wirklichkeit grau und chaotisch ist. Mika hat gerade, zum wiederholten Mal, ihren Job verloren, ihre Beziehung ging schon vor längerer Zeit in die Brüche, ihre Mutter ist ein Drachen und auch sonst bekommt sie wenig auf die Reihe.

Es dauert natürlich nicht lange, bis Penny diese Lügen erkennt. Was dazu führt, dass nicht nur sie, sondern auch ihr Adoptivvater Thomas, den Mika ausgesprochen attraktiv findet, ihr nicht mehr vertrauen können.

Doch natürlich kommt man wieder zusammen. Parallel entwickelt sich Mikas Leben dann endlich in geordnete Bahnen und auch die Liebe kommt irgendwann nicht mehr zu kurz. Sogar mit ihrer gestrengen, die japanischen Lebenssitten hochhaltenden Mutter gibt es irgendwann eine Aussöhnung.

Man bekommt beim Lesen den Eindruck, die Autorin wusste nicht recht, welche Geschichte sie erzählen möchte. So verzettelt sie sich in den verschiedenen Erzählsträngen, was dazu führt, dass keiner davon wirklich trägt. Da ist einmal die Geschichte um die Zeugung Pennys, ihre Adoption und deren Gründe. Sie wird nicht angemessen erzählt, die Auswirkungen, die solch ein Schritt auf alle Beteiligten hat, wurde mir zu oberflächlich abgehandelt, zu sehr mit dem chaotischen Leben Mikas vermengt, welches allein für einen Roman ausgereicht hätte. Dazu die Schilderungen des Aufeinanderprallens der japanischen Traditionen mit der amerikanischen Lebensart. Und schließlich hätte es die Liebesgeschichte nicht auch noch gebraucht, sie ist mir zu künstlich, zu verkrampft. Insgesamt hätte eine Kürzung dem Roman zusätzlich gut getan, dümpelt doch die Handlung oft nur vor sich hin.

Inhaltlich sicher interessanter Roman, der aber mehr will als er kann.

Emiko Jean – Mika im echten Leben
aus dem Amerikanischen von Charlotte Lungstrass-Kapfer
dtv, Juni 2023
Taschenbuch, 446 Seiten,  16,95 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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