Mehr als 100 Jahre umfasst der Roman des deutschen Autors Christoph Kloeble, „Die unsterbliche Familie Salz“. Darin geht’s um eine Familie, der viele Jahre das prunkvolle Leipziger Hotel „Fürstenhof“ gehört hat. Der Clou dabei: den Fürstenhof gibt’s wirklich, die Familie Salz nicht.
Alles beginnt im Jahre 1914, als der unsympathische und herrische „Herr Salz“ den Fürstenhof kauft und seine widerspenstige Tochter Lola eine Rolle beim Tod ihrer schwerkranken Mutter spielt. Weitere Stationen sind Lolas strapaziöse und schicksalhafte Odyssee durch Deutschland im Zweiten Weltkrieg mit zwei kleinen Kindern, das unglückliche Leben ihrer alkoholabhängigen Tochter Aveline in den 60er-Jahren, die Wendezeit, als Kurt Salz den Fürstenhof aus DDR-Staatsbesitz zurückerhält und sich in eine um Jahrzehnte jüngere Frau verliebt, und schließlich das Jahr 2015, das aus der Sicht von Kurts Tochter Emma geschrieben ist. Ganz am Ende gibt’s sogar noch einen kleinen Ausblick auf das Jahr 2027 mit einem Brief von Emmas Tochter Tara an ihre Mutter.
Die meisten Familienmitglieder sind problembeladene Existenzen, denen es in ihrer Generation nicht gelingt, die Verfehlungen ihrer Vorfahren abzuschütteln. Eine extreme Familie. Und doch haftet diesem Roman nichts Tristes an. Auch macht Kloeble nicht den Fehler, ihn mit langweiligen geschichtlichen Fakten über den Fürstenhof oder die Zeiten, in denen die Kapitel spielen, zu überfrachten. Im Gegenteil: Der Roman steckt voller Witz, und ist sogar mit einem kleinen Schuss Übersinnlichem gewürzt. All das führt dazu, dass man gespannt weiterblättert und wissen will, wie es mit der Familie Salz weitergeht.
Kleiner Gag des Autors: Lolas Mann heißt Alfons Ervig. Der tatsächliche Besitzer des Fürstenhofs ab 1911 hieß ganz ähnlich: Mathias Erwig. Ein sehr empfehlenswerter Roman.
Christopher Kloeble: Die unsterbliche Familie Salz.
dtv, August 2016.
440 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.