Chimamanda Ngozi Adichie: Dream Count

Neuer Roman von Chimamanda Ngozi Adichie zehn Jahre nach dem Welterfolg von „Americanah“

Die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie landete 2015 mit ihrem Buch „Americanah“ einen Welterfolg. Heute wird sie als Ikone des Pop-Feminismus gefeiert. Nach 10 Jahren erschien am 4. März 2025 ihr neuer Roman „Dream Count“ in einer Übersetzung von Asal Dardan und Jan Schönherr im S. Fischer Verlag.

Vier Frauen

Darin erzählt Chimamanda Ngozi Adichie die Geschichte von vier Frauen. Chiamaka, mit ihr beginnt der Roman, ist Nigerianerin und lebt in Washington D.C.. Chia, wie sie genannt wird, arbeitet als mäßig erfolgreiche Reiseschriftstellerin und hat ein trauriges Liebesleben. Sie zählt ihre Träume („Dream Count“), die sich ausschließlich darum drehen, einen (Ehe-)Mann zu finden. Dabei beschreibt sie ihre Beziehungen zu tatsächlichen und imaginären Liebhabern bis in kleinste Detail. Leider ist niemals „Mister Right“ dabei.

Ihre Freundin Zikora ist Anwältin und ebenfalls auf der Suche nach dem Richtigen. Als sie endlich von ihm schwanger wird, verlässt er sie.

Die dritte Frau ist Omelogor, Chias Kusine und Bankerin in Abuja, Nigeria. Mit Geld aus Korruption finanziert sie Frauen-Projekte, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Sie ist kinderlos, bis sie mit Ende vierzig ihren Kinderwunsch entdeckt.

Kadiatou stammt aus Guinea und arbeitet für Chia als Haushaltshilfe und als Zimmermädchen in einem angesehenen Hotel, bis ein VIP sie vergewaltigt.

Das Leben dieser Frauen wird in nach ihnen benannten Kapiteln beschrieben. Chiamaka füllt das erste und letzte Kapitel. In der Mitte findet sich die Geschichte von Kadiatou, die Adichie an die Affäre um Dominique Strauß-Kahn angelehnt hat.

Pop-Feminismus?

Ich hatte über den Erfolg von „Americanah“ gelesen und war sehr neugierig auf den groß angekündigten neuen Roman der Pop-Feministin Chimamanda Ngozi Adichie. Aber o je, o je, das Lesen dieses Buches hat mich viel Zeit gekostet. Immer wieder habe ich es weggelegt und erwogen, nicht weiter zu lesen. Für mich war es eine Qual, mich durch seitenlanges Bashing (von Männern, Völkern und Kulturen) und naiven Gossip (über andere Frauen und Männer) zu kämpfen. Kann Feminismus der 3. Welle so armselig und doch so borniert daherkommen?

„»Reiseschriftstellerei ist ein selbstverliebtes Genre«, verkündete Charlotte und sah mich dabei an. Sie war klein und hager mit dem verkniffenen, humorlosen Gesicht einer Person, der Missstände Auftrieb gaben.

»Ich verstehe, was du meinst«, sagte ich schnell. »Aber ich hoffe, meine Texte sind nicht selbstverliebt. Ich bin gerade von den Komoren zurückgekommen, ein wirklich interessanter Ort.«“ (S. 39)

Offenbar ja.

Ich kann es nur mit der wunderbaren Sigrid Löffler aus einem Deutschlandfunk Interview zu Adichies „Dream Count“ halten:

„Wenn das Pop-Feminismus sein soll, dann ist es das glatte Gegenteil von weiblicher Selbstbestimmung.“ Genau!

Und noch mehr Zeit verschwende ich nun nicht auf dieses sehr enttäuschende Buch.

Chimamanda Ngozi Adichie: Dream Count.
Aus dem Englischen von Asal Dardan und Jan Schönherr.
S. Fischer Verlag, 4. März 2025.
528 Seiten, Gebundene Ausgabe, 28,- Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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