Die Welt der sieben Satrapien hat eine Ära des Friedens und des Wohlstands hinter sich. Der Preis dafür aber war hoch. Die wenigen Begabten, die Licht in Luxin zu wandeln imstande sind brennen nach einigen Jahren aus und müssen, bevor sie verrückt und damit zum unkalkulierbaren Risiko werden, vom Prisma getötet werden. Über all dem herrscht Lord Prisma. Gavon Guile kerkerte den eigenen Bruder in ein Gefängnis aus Luxin ein, brachte ihn schließlich um, nur um als Prisma das Reich zu retten. Er, der mächtigste der Lichtwandler wurde zur tragischen Figur. Gefangen gefoltert und geblendet wird er befreit, dann aber vom eigenen Vater gnadenlos in dem von ihm selbst geschaffenen Kerker festgesetzt. Es ist mehr eine Frage des wann als des ob, bis er dort zugrunde geht.
Seine Frau Karris ahnt nicht, dass ihr Geliebter in solche räumlicher Nähe geschunden wird. Sie wurde zum neuen geistlichen Oberhaupt berufen, muss sich aber Feinde im Äußeren wie im Inneren erwehren. Währenddessen machen Gavons vermeintlicher Sohn Kip und seine Freunde sich auf, den von der Niederlage bedrohten Krieg gegen den Farbprinzen in dessen erobertes Herrschaftsgebiet zu tragen. Begleitet von einer Ehefrau, die er nicht liebt schafft Kip es Wandler aus dem Blutwald und Reiter, deren Geist sich mit Tieren verbinden können um sich zu scharen und dem Feind empfindliche Nadelstiche zu versetzen.
Teia hat zumindest eines ihrer Ziele erreicht. Aus dem einstigen Sklavenmädchen wurde eine Schwarzgardistin, ein geschätztes, geachtetes Mitglied der elitären Schutztruppe des Prismas. Daneben hat sie sich als Spionin der Weißen verdingt und soll in deren Auftrag den Assassinen-Orden des gebrochenen Auges unterwandern und vernichten. Dass sie Kip, ihre große Liebe dank dem Intrigenspiel von Gavons Vater Andross verloren hat nagt ebenso an ihr, wie die ungeliebte Rolle der vermeintlichen Auftragsmörderin – insbesondere, weil sie gerade bei Letzterem mehr als talentiert ist …
Brent Weeks hat sich in den letzten Jahren in die erste Liga der modernen Fantasy geschrieben. Seine Schatten-Trilogie (dt. bei Blanvalet) bereitete den Weg, die Licht-Saga deren vierter Roman (für die Übersetzung in 5 Bänden veröffentlicht) vor uns liegt hat seinen Weltrum begründet. Dankenswerterweise haben Verlag und Übersetzerin dem Band eine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse vorangestellt.
Inzwischen ist die Handlung doch recht komplex geworden, teilt sich der Plot in drei große Handlungsstränge mit ihren jeweiligen Erzählern und diversen begleitenden Sichtweisen. Dabei zieht sich der Plot, auch was die räumliche Situierung anbelangt, immer weiter auseinander. Wir lernen neue Gegenden kennen, werden mit kulturellen und geographischen Eigenheiten konfrontiert und verfolgen interessiert die Entwicklung unserer Protagonisten mit.
Neben der ganz eigenen Luxin-Magie sind es nach wie vor die Figuren, die uns an die Seiten bannen. Sie alle sind Menschen, die das Schicksal schwer prüft, sind in ihren Entscheidungen oft fehlerhaft, aber immer stringent. Die Folgen ihrer Fehler werden von ihnen getragen, sie erkennen ihr Manko und entwickeln sich weiter. Das macht sie nicht nur interessant, sondern auch sympathisch.
Dazu gesellt sich eine allzeit packende Handlung. Das Abenteuer, die Dramatik und die unerwarteten Wendungen werden jeweils groß geschrieben, so dass die Zeit der Lektüre wie im Flug vergeht. Das hat alle Qualitäten eines zeitlosen Bestsellers, orientiert sich nicht an Modeströmungen sondern punktet mit einer ganz eigene, so noch nie gelesenen Magie und markanten Figuren.
Brent Weeks: Licht-Saga 05: Düsterer Ruhm.
Blanvalet, März 2017.
864 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.