Berührende Freundschaftsgeschichte – nicht ohne Klischees
Ganz neu ist die Geschichte, die dieser Roman erzählt nicht. Über die Freundschaft zwischen einem Teenager und einem älteren Mensch, wie auch über die Bemühungen von Einwohnern, ihre Bücherei vor der Schließung zu retten, wurden schon etliche Bücher geschrieben. Dennoch liest man auch diesen Roman gerne, denn er berührt, macht auch nachdenklich und er ist gut geschrieben.
Tom fühlt sich unsichtbar, weder seine Mitschüler bemerken ihn wirklich – abgesehen von dem Widerling, der ihm ständig mobbt (auch so ein Klischee) – noch nimmt sein Vater wirklich Notiz von ihm, schon gar nicht von seinen Wünschen. Seit seine Mutter vor Jahren starb, gehen Haushalt und Leben der Beiden immer mehr den Bach runter. Hinzu kommen heftige finanzielle Schwierigkeiten, so dass Toms Vater erwartet, dass Tom nach der Schule sofort eine Lehre in der örtlichen Fabrik beginnt, wo auch er selbst arbeitet. Dass Tom für sein Leben ganz andere Pläne hat, dass er sich große Sorgen um seinen Vater macht, der immer mehr dem Alkohol verfällt, ignoriert der Mann permanent.
Maggie ist gewissermaßen auch unsichtbar, einziger Kontakt ist ihr miesepetriger Nachbar und ihr wöchentlicher Leseclub. Die alte Dame bewirtschaftet ganz allein eine etwas heruntergekommene Schaffarm. Sie ist körperlich topfit, kann Kampfsport und saust mit einem Quad über ihrer Farm. Aber sie ist auch sehr einsam, was ihr immer mehr zusetzt.
Deshalb ist sie auch sehr glücklich, als sie Tom kennenlernt, der eines Tages in der Bücherei auftaucht, wo sie sich mit dem Buchclub trifft. Ein Zufall bringt die beiden in Kontakt und sie, so unterschiedlich sie auch sind, kommen sich sehr schnell näher. Maggie erkennt die Probleme, mit denen Tom zu kämpfen hat und er hilft ihr bei der Farmarbeit.
Als Gerüchte entstehen, dass die Bücherei geschlossen werden soll, starten Maggie und Tom eine Kampagne zur Rettung dieses für sie so wichtigen Ortes. Dabei ergeben sich für Tom auch immer wieder Gelegenheiten seinen Schwarm, seine Mitschülerin Farah, zu treffen und zu sprechen. Doch nicht nur der Kampf für die Bücherei scheint aussichtslos, auch die Lage zwischen Tom und seinem Vater verschlechtert sich immer mehr.
Der Roman ist, trotz der altbekannten Muster und des natürlich erwartbaren Happy Ends, spannend, flüssig, berührend, manchmal zu Tränen rührend, ein anderes Mal sehr erheiternd. Ein Wohlfühlbuch, das gute Laune macht, aber auch schwierige Themen wie Alkoholismus, Mobbing, Ausgrenzung und Einsamkeit behandelt, wenn auch ein wenig oberflächlich und eher im Vorübergehen. Die Lösungen erscheinen dann doch meist etwas zu simpel und zu schnell.
Dennoch eine klare Leseempfehlung.
Bella Osborne – So was wie Freunde
aus dem Englischen von Birgit Schmitz
Wunderlich, Januar 2024
Gebundene Ausgabe, 384 Seiten, 22,00 €
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.