Ulrich Becher: Männer machen Fehler

Ulrich Bechers Erzählband „Männer machen Fehler“ aus dem Jahr 1932 ist ein literarisches Debüt, das auf eindringliche Weise die Fehlerhaftigkeit und Schwächen des menschlichen Verhaltens, insbesondere von Männern, in verschiedenen gesellschaftlichen und persönlichen Zusammenhängen beleuchtet. 

Eine besonders eindrucksvolle Geschichte ist die Erzählung von den Brüdern, die lediglich ihren Frack besitzen. Mit diesem Kleidungsstück gelingt es ihnen, in unterschiedliche gesellschaftliche Kreise einzutreten und überall „durchzukommen“. Diese Geschichte symbolisiert das Thema des Scheins und der gesellschaftlichen Maskerade.

Weitere Beispiele sind die Geschichten eines gelangweilten Sohnes aus reichem Hause, der sich zum Kriegsdienst meldet – ein Symbol für die Suche nach Sinn und Identität in einer entfremdeten Gesellschaft – oder eines anderen jungen Mannes, der gegen seinen disziplinierten Vater rebelliert und sein Heil im Besuch einer „Orgie“ sucht, dort aber nur Gewalt, Kälte, Oberflächlichkeit und Stumpfsinn findet.

Die auch heute noch überraschend aktuell wirkenden Episoden zeichnen sich durch eine dichte Atmosphäre und eine gewisse Bitterkeit aus, die Bechers kritisch-gesellschaftlichen Ansatz betonen. Seine Texte stehen auch in einem historischen Kontext: Kurz nach der Veröffentlichung wurden seine Werke von den Nazis als „entartete Literatur“ verboten und verbrannt „Männer machen Fehler“ bleibt somit nicht nur literarisch reizvoll, sondern ist auch ein bedeutendes Zeugnis seiner Zeit.

Insgesamt überzeugt das Werk durch seine literarische Qualität, die Schärfe der Beobachtungen und den konsequenten Blick auf menschliches Verhalten. Die Geschichten sind dabei keine bloße Klage, sondern eine tiefgründige Reflexion über das Fehlermachen als grundlegenden menschlichen Zustand.

Ulrich Becher: Männer machen Fehler
Diogenes, November 2025
240 Seiten, gebundene Ausgabe, 19 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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