Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven. Laut der Theorie von Jane Monckton Smith durchläuft eine Beziehung acht Eskalationsstufen, bis ein Mann seine (Ex-) Partnerin tötet. Der Text von Barbara Rieger orientiert sich an diesem Modell. Er beschreibt, wie der Maler Joe Julia anbaggert. Julia kann gut zeichnen, wurde aber an keiner Kunstuni aufgenommen. Sie begegnen einander bei einer Ausstellung. Joe umgarnt Julia so lange, bis sie sich wieder und wieder mit ihm trifft, bis sie mit ihm schläft, bis ihr Freund mitbekommt, was läuft und sie auf die Straße setzt.
Die naheliegendste Lösung für sie ist, bei Joe einzuziehen. Joe, der seine Frau auf dramatische Weise verloren hat, weil sie einfach verschwunden ist. Seither malt er nur tote Frauen. Julia ahnt, dass sie da an einen extrem toxischen Typen geraten ist, kann aber nicht von ihm lassen.
Ohne tragbaren familiären Rückhalt -ihren Vater kennt sie nicht, die Mutter hat ihr Leben einigermaßen im Griff – ist sie ihm ausgeliefert. Julias geliebter Großvater, der sie zum Zeichnen animiert hat, stirbt und das Verhältnis zu ihrer Cousine und deren Clan gerät in Turbulenzen. Und Joe zieht seine kranken Schlingen um sie immer enger. Er treibt ein Wahnsinns-Spiel mit Frauen, hat alle Register drauf. Eines davon nennt sich Gaslighting.
Fazit: Ein abgründiges und unglaublich gutes Buch, das aufwühlt.
Barbara Rieger: Eskalationsstufen
Verlag Kremayr & Scheriau, Februar 2024
232 Seiten, gebundene Ausgabe, 24 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Karina Luger.