Johnny hat sein Leben zu ziemlich, ach, was sage ich, aber auch so richtig in den Sand gesetzt.
Eigentlich wollte er nur, wie üblich, seinem Freund aus Kindheitstagen nacheifern – also hat er sich in der Kunsthochschule eingeschrieben, kurz danach das Studium geschmissen. Dann flugs auf die Polizeiakademie – nach ein paar Monaten war Schluss. Und dann hat er seinem besten, seinem einzigen Freund auch nach das Mädchen ausgespannt – auch diese Beziehung hat er torpediert, seine Freundin verstarb dann auf einem Europa-Trip.
Seitdem arbeitete er zunächst als Kämpfer im Ring – wo er auf Anweisung seines Chefs, eines Unterwelt-Bosses verlor, später als Türsteher für eben jenen Verbrecher.
Dann wollte er endlich allem entfliehen – klaute seinem Boss das Passwort, mit dem er in eine archaische Parallel-Dimension fliehen und sich dort als allmächtiger Zauberer ein eigenes Königreich aufbauen wollte.
Nun raten sie mal, was alles schiefging? Ein Wort – alles!
Er verlor sein Gedächtnis, seine Erweiterungen waren größtenteils abgeschaltet, sein Handbuch für den Zauberer angekohlt und die Seiten, so sie das Feuer überlebten, angekohlt – und seine Nemesis, sein Boss treibt sich auch hier rum.
Er versucht – zu überleben, findet doch tatsächlich Verbündete und fast so etwas wie Freunde, trickst sich durch gefährliche Begegnungen mit Wikingern und stößt schlussendlich auf seinen alten Kumpel, der seinen Ex-Boss festnehmen will – die Chance, vielleicht die Letzte in seinem Leben, einmal etwas richtigzumachen – oder?
Kennen Sie Mark Twains „A Connecticut Yankee on King Arthurs Court“? Ein Roman, in dem ein moderner Mensch in die Vergangenheit, eben an den Hof von König Arthur versetzt wird, und dort Abenteuer erlebt? Dem Vorbild folgten seitdem eine ganze Reihe entsprechender Romane, auch Brandon Sanders „Handbuch“ passt in das entsprechende Schema.
Wieder legt uns der Verfasser ein Buch vor, das er vornehmlich zum eigenen Vergnügen geschrieben und außerhalb des üblichen Literaturbetriebs in den USA mittels eines Crowdfundings veröffentlicht hat. Die so erschienen Romane wurde für die Übersetzung auf seine deutschen Verlage aufgeteilt. Dieser Band, ein Einzelroman ohne Beziehung zu seinem sonstigen Oeuvre, deswegen als hochwertiges Hardcover mit Lesebändchen bei Piper.
Der Plot selbst liest sich durchaus flott und vergnüglich. Die zumeist scheiternden Versuche unseres Protagonisten, sich als allmächtiger Zauberer aufzuspielen, bieten dem Autor die willkommene Gelegenheit, humoristische Situationen einzubauen und seinen Ich-Erzähler als recht unfähigen Trampel zu zeichnen. Unwillkürlich überkommt uns Leser Mitleid mit dem unfähigen Tor, der aber immerhin sein Herz am rechten Fleck hat.
Allerdings bleiben unsere Charaktere doch recht flach, auch die Logik des Öfteren außen vor. Auch die Welt, in der er sich herumtreibt – das England der Angelsachsen – ist in seiner Ausgestaltung rudimentär.
Bald schon wird deutlich, in welche Richtung es gehen wird – ergo ist eher der Weg dorthin das Interessante, als dass uns die Queste, so man sie denn so bezeichnen möchte, sonderlich überraschen würde. Dass er dann noch Götter ins Spiel bringt, überfrachtet die Handlung fast ein wenig.
Letztendlich ein Roman, der sich unterhaltsam, ohne großen Tiefgang, aber ganz lustig und abwechslungsreich liest. Nichts wirklich Bedeutendes oder Besonders, aber gut zum Abschalten und Entspannen geeignet.
Brandon Sanderson: Handbuch für den genügsamen Zauberer
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Simon Weinert
Piper Verlag, Februar 2024
431 Seiten, gebundene Ausgabe, 25,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.