Andreas Winkelmann: Bleicher Tod

winkelEiner von fünfundzwanzig. Diese Zahl geht Hauptkommissarin Nele Karminter nach einem Seminar bei der Psychologin Dr. Sternberg nicht mehr aus dem Kopf. Einer von fünfundzwanzig Menschen besitzt kein Gewissen. Er gehört zu dem Personenkreis mit antisozialer Persönlichkeitsstörung und wird in der psychologischen Terminologie als Soziopath oder auch als Psychopath bezeichnet.

Von überraschend einsetzenden Halluzinationen gequält, muss Miriam Singer auf der Heimfahrt vom Kampfsporttraining in einer unbewohnten Gegend anhalten und wird von einem dunkel gekleideten Mann angegriffen. Dank ihrer hervorragenden körperlichen Konstitution gelingt ihr die Flucht.

In der Nähe des verlassenen Wagens von Miriam Singer findet Anouschka Rossberg, Kollegin und Geliebte von Nele Karminter, in einer verlassen Schweinemastanlage eine merkwürdig bleiche und schrecklich entstellte weibliche Leiche. Die Obduktion ergibt, dass der Körper der Frau mit Wasserstoffperoxid, einem Mittel zum Bleichen von Haaren, übergossen und verätzt wurde. Ein langsamer und äußerst qualvoller Tod.

Bei der Untersuchung des Blutes von Miriam Singer stellt sich heraus, dass ihr am Abend des Überfalls ein Betäubungsmittel namens Scopolamin verabreicht wurde. Diese Substanz kann starke Halluzinationen hervorrufen. Für Nele und Anouschka steht fest, dass ein Psychopath Jagd auf Frauen macht und Miriam als Opfer ausgesucht hat. Beide befürchten, der Täter könne erneut zuschlagen.
Doch Miriam wird trotz polizeilicher Bewachung aus ihrem Haus entführt und die Polizistin, die zu ihrer Bewachung abgestellt war, getötet. Für Nele Karminter und Anouschka Rossberg beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Gleichzeitig lässt die junge Polizistin Tanja Schildknecht, die zusammen mit Nele das Seminar von Frau Dr. Sternberg besucht hat, ein Fall häuslicher Gewalt nicht los, der sie befürchten lässt, der Ehemann des Opfers könne einer von fünfundzwanzig sein.

Und da ist noch der Privatdetektiv Alexander Seitz, der im Auftrag ihrer Eltern die verschwundene Schülerin Daniela Gerstein sucht und der den größten Fehler seines Lebens begeht.

Erzählt wird die Handlung in ständigem Wechsel aus den Perspektiven Nele Karminters, Anouschka Rossbergs, Miriam Singers, des Privatdetektivs Alexander Seitz, Tanja Schildknechts und der misshandelten Ehefrau Nicola Sadowski. Durch die Vielzahl der Figuren und Erzählstränge ist der Einstieg in Andreas Winkelmanns Thriller auf den ersten Seiten zunächst verwirrend und unübersichtlich und es dauert einige Zeit, bis man die Personen und Handlungselemente auseinanderhalten kann. Doch wer sich davon nicht abschrecken lässt, wird schnell in den Strudel der wahnwitzigen Ereignisse hineingezogen.

Das sympathische und glaubwürdige Personal bietet viel Spielraum für Identifikation und der Leser fiebert von Seite zu Seite mit den Figuren mit. Überraschende Wendungen und schnelle Perspektivwechsel erzeugen atemlose Spannung. Die zunächst unverbundenen Handlungsstränge führt Andreas Winkelmann gekonnt im Finale zusammen. Und dieses Finale ist auch für eingefleischte Thrillerfans heftig.

„Bleicher Tod“ ist nach „Tief im Wald und unter der Erde“ der zweite Fall für das Polizistinnenduo Nele Karminter und Anouschka Rossberg. Auch ohne Vorkenntnisse ist der zweite Band um die beiden Protagonistinnen problemlos zu lesen. Die Informationen, die der Autor über die Vergangenheit Neles und Anouschkas einstreut, machen eher neugierig auf den ersten Fall der beiden als das sie verwirren.
Mir hat dieser Thriller jedenfalls Appetit auf mehr gemacht.

Andreas Winkelmann: Bleicher Tod.
Goldmann, Oktober 2011.
384 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.

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