Petra Gabriel: Die Köchin und der König

kocNovember 1269, Interregnum. Rudolf von Habsburg strebt mit aller Macht nach der deutschen Königskrone. Um sich gegen seine Widersacher zu behaupten, will er um jeden Preis in den Besitz des wundertätigen Grabtuchs Christi gelangen, der wertvollsten Reliquie der Christenheit. Hilfe leistet ihm dabei der geheimnisvolle Orden der Marianen. Das Ordensmitglied Matthias von Waldshut reist zusammen mit seinem Sohn Andreas nach Akkon, um das Grabtuch aufzuspüren und zu stehlen. Doch beide verschwinden kurz nach ihrer Ankunft ohne ein weiteres Lebenszeichen.

Mathilde, die Tochter von Matthias, muss sich nach dem Verschwinden des Vaters und dem Tod ihrer Mutter als Köchin verdingen. Sie wird von dem Minnesänger Berthold Steinmar von Klingnau als Spionin für den Marianenorden angeheuert. Die lebhafte Mathilde verliebt sich Hals über Kopf in den lebenslustigen Mann, dessen Herz jedoch längst einer anderen gehört. Steinmar schleust sie bei Rudolfs ärgstem Feind, dem Bischof von Basel, als Köchin ein. Als sie der Giftmischerei bezichtigt wird, fliehen sie und ihr Knecht Martin als Mönche verkleidet aus Basel und treten gemeinsam die lange und beschwerliche Reise nach Akkon an, wo Mathilde Vater und Bruder lebend zu finden hofft.

Auf der Überfahrt wird Mathilde entführt und landet im Harem des Pamuk Pascha. Sie taucht ein in eine verlockend fremdartige Welt voller betörender Farben und sinnlicher Düfte und schreiender Gegensätze zwischen Reich und Arm, in der Sklaven wegen harmloser Vergehen grausam bestraft werden und sich trotzdem ihre geistige Freiheit bewahren.

Petra Gabriels historischer Roman hat alles, was das Herz der LeserInnen höher schlagen lässt: eine sympathische Heldin, einen gefährlichen Gegenspieler, düstere Intrigen und tragische Liebesverwicklungen. Zusammen mit der leidenschaftlichen Köchin Mathilde erlebt der Leser nicht nur das harte und entbehrungsreiche Leben einer rechtelosen Bediensteten, sondern kann seine Nase in die Kochtöpfe des dreizehnten Jahrhunderts stecken. Erstaunlich ist, wie abwechslungsreich und vielfältig die Kochkunst des Mittelalters gewesen sein muss. Nicht nur exotische Gerichte wie Khoresht-e-ghormeh sabzi (Lammfleisch mit Bohnen und Kräutern), die Mathilde am Hof des Pamuk Pascha zubereitet, sondern auch die deutsche Speisen, die sie in ihrer Waldshuter Gastwirtschaft serviert, sind von einer Raffinesse, die man der mittelalterlichen Küche nicht zugetraut hätte.

Der umfangreiche Anhang bietet neben einem Verzeichnis der Rezepte Mathildes, deren Zutaten der Leser problemlos besorgen oder selbst herstellen kann, und einem Glossar der historischen Personen, Orte und Begriffe auch die von der Autorin in den Roman eingeflochtenen Lieder Steinmars aus der Heidelberger Liederhandschrift C, dem sog. Codex Manesse. Dankenswerterweise hat der Emons Verlag diese Lieder nicht nur in einer Übersetzung ins Neuhochdeutsche, sondern auch im mittelhochdeutschen Original in den Anhang aufgenommen. So kann der Leser diese lebensfrohen und manchmal auch derben Texte in ihrer ursprünglichen Sprachmelodie genießen.

„Die Köchin und der König“ ist ein unterhaltsamer und spannender Schmöker für lange Herbst- und Winterabende. Und für die mittelalterlichen Rezepte gilt: Nachkochen und überraschen lassen!

Petra Gabriel: Die Köchin und der König.
Emons, Oktober 2011.
492 Seiten, Taschenbuch, 11,90 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.

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