Andrea Camilleri: Commissario Montalbano 18: Das Labyrinth der Spiegel

labyMit „Das Labyrinth der Spiegel“ erscheint nunmehr der 18. Fall des Commissario Montalbano von Andrea Camilleri.
Und dieser Fall hat es in sich: Bombenattentate, Mordversuche, Morde, Liebesaffären, Drogengeschäfte und die Mafia. Camilleri schöpft aus dem vollen Krimirepertoire. Er lässt seinen, wie gewohnt souveränen, zuweilen mit dem Alter hadernden, Macho-Commissario Salvo Montalbano lange im Dunkeln tappen über Täter und Motive. Am Ende fallen dem Verwirrspiel zwei Menschen zum Opfer.

Zunächst geht es „nur“ um einen scheinbar missglückten Bombenanschlag auf ein Lager in Vigàta. Doch die Suche nach dem Täter verläuft zäh. Währenddessen knüpft Montalbano wegen einer vermeintlichen Autopanne Kontakt zu seiner neuen Nachbarin in Marinella Liliana Lombardo. Sie ist, wie die weiblichen Figuren in Camilleris Krimis häufig, bildhübsch und sehr attraktiv. Ihr Mann Adriano arbeitet als Vertreter einer Computerfirma und ist ständig auf Geschäftsreisen. Dies scheint Liliana für diverse Liebesaffären zu nutzen. Und auch zu Montalbano sucht sie die Nähe, doch der ist zu Recht auf der Hut, spielt Liliana doch ein falsches Spiel. Nach einem zweiten Bombenattentat und vielen falschen Fährten kommt der Commissario dem Täter im „Labyrinth der Spiegel“, nicht ohne tatkräftige Unterstützung von Fazio und Catarella, auf die Spur. Zu spät für Liliana und ihren jungen Liebhaber Arturo und doch ein Tiefschlag für die Mafia.

Und es sind wieder alle dabei: das Team Montalbano mit Mimì Augello, Fazio, Gallo und dem tolpatschigen Catarella auf der einen und auf der anderen Seite Staatsanwalt Tommaseo, Polizeipräsident (Questore) Bonetti-Alderighi und der Leiter der Spurensicherung Arquà, die Montalbanos Ermittlungen eher erschweren. Außerdem das „Hühnerarschgesicht“ Pippo Ragonese vom Fernsehsender Televigàta und Montalbanos Freund Nicolò Zito vom Nachrichtensender Retelibera, seine Haushälterin Adelina und der Wirt Enzo, die für das leibliche Wohl des Commissarios sorgen. Nur die spritzigen Wortgefechte mit Livia, Montalbanos Freundin auf Distanz, geraten in diesem Krimi etwas kurz. Fans der Krimireihe haben die Figuren inzwischen lieb gewonnen und  für den Protagonisten Montalbano ersetzen sie die Familie.

Andrea Camilleri, der mittlerweile über neunzig Jahre alte, in Sizilien geborene Schriftsteller, bleibt seinem Stil auch im 18. Fall treu, ohne langweilig zu werden: Charaktere mit Wiedererkennungswert und Potenzial, Seitenhiebe auf das gesellschaftliche und politische Italien, ein spannender Plot, Humor und eine klare Sprache. Ein sizilianischer Krimi, in dem die Sonne scheint, der Schirokko bläst, die Polizei Mittagspausen macht und der Commissario es sich schmecken lässt. Damit unterscheiden sich Camilleris Krimis angenehm von den düsteren, kalten Krimis aus dem Norden mit ihren stets kaputten und ausgelaugten Kommissaren und ihrer Jagd auf wahnsinnige Serientäter.

Die erfolgreiche Commissario Montalbano-Reihe von Andrea Camilleri benötigt sicher keine weitere Lese-Empfehlung und trotzdem gebe ich sie:
Für Camilleri-Fans ist „Das Labyrinth der Spiegel“, in dem sich Montalbano wie in dem Spiegelkabinett aus dem Film „Die Lady von Shanghai“ von Orson Welles fühlt, ein Lesevergnügen, für Erstleser ein Leckerbissen, der Appetit auf die gesamte Krimi-Reihe macht.

Andrea Camilleri: Commissario Montalbano 18: Das Labyrinth der Spiegel.
Bastei Lübbe, Mai 2016.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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