Leonore Askers Kindheit war eher dysfunktional. Aufgewachsen bei einem überzeugten Prepper hat sie sich irgendwann befreit und sich ein eigenes Leben als Kriminalinspektorin aufgebaut. Sie war fest davon überzeugt, niemals wieder zurückzukehren. Aber die Vergangenheit lässt einen Menschen nicht so einfach los. Während sie noch versucht, sich in ihrer neuen Aufgabe als Leiterin der Abteilung für hoffnungslose Fälle – das scheint für die Kriminalfälle ebenso zu gelten wie für die Mitarbeiter – zurechtzufinden, meldet sich ihr Vater bei ihr. Nur wenige Meter von seiner Farm entfernt wurde die Leiche eines Urban Explorers gefunden und er geht – ganz richtig – davon aus, dass er unter Verdacht geraten wird. Leo soll den wahren Täter schnell finden, denn ihr Vater wird sich mit allen Mitteln gegen eine Verhaftung zur Wehr setzen.
Ihr Jugendfreund Martin Hill bekommt währenddessen die Chance seines Lebens. Obwohl er noch angeschlagen ist (vom ersten Fall, den Anders de la Motte in „Stille Falle“ beschrieben hat), bietet die Firma Alfacent ihm an, eine Firmengeschichte zu schreiben. Bei Alfacent handelt es sich um ein Familienunternehmen, dass einstmals mit einer Ufobegegnung des Gründersohnes in die Wirtschaft einsteigen konnte. Martin träumt seit Jahren davon, die Firma und vor allem die Privatinsel untersuchen zu können.
Hängen die beiden Fälle zusammen? Natürlich. Wie? Das erzählt uns Anders de la Motte auf fast 600 Seiten und er braucht auch fast alle 600 Seiten dafür. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Leo und Martin und zwischendurch auch mal aus der Sicht von jemandem, den wir als den „gläsernen Mann“ kennenlernen werden. Die Geschichte ist durchweg spannend und wird ab und an mal sehr angenehm skurril. Da gibt es zum einen die Ermittlertruppe im Keller, wo jeder seine eigene Eigenart, aber auch seine eigene Stärke hat. Leo Asker ist durch ihre Vergangenheit bei Prepper-Per mehr geprägt, als sie zugeben will, und geht durchaus ungewöhnliche Wege bei der Ermittlung, die sie eigentlich gar nicht durchführen soll. Und dann ist da noch die Familie von Alfacent. Die Firma beschäftigt sich mit Gentechnik und dem Einfrieren von Menschen, hat sich auf einem Landgut zurückgezogen und gründet ihren Erfolg öffentlich auf Erlebnisse mit Außerirdischen. Den einen oder anderen Toten gibt es in ihrem Umfeld auch noch.
Ich mag die Reihe um Leo Asker.
Anders de la Motte: Eisiges Glas
Aus dem Schwedischen übersetzt von Marie-Sophie Kasten
Droemer, November 2024
545 Seiten Paperback 16,99 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.