Ali Eskandarian, ein aus dem Iran stammenden Musiker, kam 2013 im Alter von nur 35 Jahren bei einem Amoklauf eines Musikerkollegen im New Yorker Stadtteil Brooklyn ums Leben.
Kurz vorher hatte er den autobiographischen Roman „Die goldenen Jahre“ verfasst, der jetzt auch auf Deutsch vorliegt. Es geht darin um das wilde Leben des Autors als Musiker wenige Jahre vor seinem Tod.
Er lebt in einem Loft, in dem viele Menschen aus- und eingehen – manchmal findet er sie sogar in seinem Bett –, nimmt Drogen und ist ständig auf der Suche nach Frauen, mit denen er mal nur die Nacht, mal das ganze Leben verbringen will. Kurz gesagt: Das Buch besteht aus den berühmten Zutaten Sex & Drugs & Rock ‘n‘ Roll.
Doch „Die goldenen Jahre“ ist mehr als das. Dieser äußerst intensive, hochemotionale und an keiner Stelle langweilige Roman thematisiert auch die Zerrissenheit eines iranischen Migranten in den USA, und er zeigt, wie einsam sich ein Mensch selbst dann fühlen kann, wenn er permanent von anderen umgeben ist. Und er ist ein großer Liebesroman, nur dass es nicht immer dieselbe Frau ist, die Eskandarian zutiefst verehrt.
Manchmal erinnert dieses Buch, das zuweilen auch als „Punk-Beat-Roman“ in Anlehnung an Autoren wie Jack Kerouac oder William S. Burroughs bezeichnet wird, fast an die besten Passagen in Werken wie „Wendekreis des Krebses“ von Henry Miller, verzichtet aber auf die manchmal schwer verständlichen philosophischen Ausschweifungen Millers, was das Werk Eskandarians im Vergleich deutlich rasanter macht.
Und es ist stilistisch richtig gut geschrieben (und von Robin Detje übersetzt): Die Sprache ist gleichsam poetisch, wie wild und brutal. Ein Buch voller Leben.
Ali Eskandarian: Die goldenen Jahre.
Berlin-Verlag, November 2015.
208 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.