London, 1941: Die 22-jährige, junge Emmeline Lake hat einen großen Traum. Sie möchte Kriegsreporterin für eine große Zeitung werden. Dafür, das hat sie schon gelernt, muss man allerdings kleine Brötchen backen. Erstmal fängt sie bei einer Zeitung an, die immerhin zu einer großen Verlagsgruppe zu gehören scheint. Doch beim Vorstellungsgespräch vergisst Emmeline die wichtigsten Fragen und findet sich deshalb wenig später in einer Redaktion wieder, die Leserbriefe von Frauen beantwortet. Naja, zumindest ein paar. Denn die Redakteurin Mrs. Bird sortiert gnadenlos alles aus, in dem beispielsweise Affären, sexuelle Gedanken, Orientierungen und andere vermeintlich anstößige Dinge vorkommen. Übrig bleiben dann belanglose Briefe, die belanglose Antworten in einem belanglosen Magazin erhalten. Emmeline beschließt, heimlich auf die aussortierten Briefe zu antworten – und sie unterschreibt sogar mit Mrs. Birds Namen! Das kann ja nicht lange gutgehen …
„Liebe Mrs. Bird“ entfaltet eine sehr nette, vor sich hin plätschernde Geschichte. Manchmal würde man sich etwas mehr Tiefgang erhoffen, insgesamt ist der Roman aber solide und gute Unterhaltung. Emmeline plagt sich mit den Fragen ihrer Generation und findet diese auch in Mrs. Birds aussortierten Briefen wieder. Mag mein Ehemann mich noch, während er an der Front ist? Findet er vielleicht eine andere? Darf ich mich zu einem Mann anderer Nationalität hingezogen fühlen? Wie kann ich mit meiner Einsamkeit während des Krieges umgehen? Und was ist eigentlich Liebe überhaupt? Emmeline hat nicht auf all diese Fragen eine Antwort, aber doch versucht sie, den Frauen Trost zu spenden, Mut zu machen und nach ihren Möglichkeiten Ratschläge zu geben. Ihr eigenes Leben läuft dabei etwas aus dem Ruder und bald sieht sie sich selbst vor einer Reihe von Fragen, die sie nicht zu beantworten weiß.
Der Roman ist gut gemacht, könnte aber durchaus mehr. Gerade vom Schreibstil her hat er mich nicht gänzlich überzeugen können. Das kann durchaus auch an der Übersetzung aus dem Englischen von Silke Jellinghaus liegen. Es wirkt alles ein bisschen platt und leblos, eine rechte Stimmung mag nicht aufkommen. Dabei ist die Grundgeschichte nicht schlecht.
Insgesamt gute Unterhaltung, aber mehr eben nicht.
AJ Pearce: Liebe Mrs. Bird.
Kindler, September 2018.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.