Von einer jüdischen Partisanen-Gruppe, die sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in den karpatischen Wäldern verschanzt hat, handelt der neue Roman von Aharon Appelfeld. „Auf der Lichtung“ heißt er.
Dem 1932 geborenen israelischen Schriftsteller geht es dabei nicht darum, Spannung zu erzeugen, was bei dem Thema naheliegend und möglich gewesen wäre.
Vielmehr zeigt Appelfeld, der für dieses Buch auf selbst Erlebtes zurückgreifen kann, wie es der Gruppe durch einen charismatischen Anführer und durch starken inneren Zusammenhalt gelingt, den dunklen Zeiten zu trotzen und nicht in Verzweiflung zu verfallen. Einen starken Anteil daran haben auch Gebete und generell die Hinwendung zur Religion – sogar für solche Gruppenmitglieder, die damit zunächst wenig anfangen können.
Appelfeld verschweigt nicht, dass die Partisanen selbst die umliegenden Bauernhöfe überfallen müssen, um ständig über genügend Lebensmittel für die gesamte Gruppe zu verfügen. Oft berauben sie dabei sogar Frauen und Kinder. Dieser Aspekt ist wichtig und erhöht deutlich die Gesamtqualität des Buches, das ansonsten gelegentlich etwas auf der Kippe steht, einen Tick zu mystisch zu geraten: Immer gibt es irgendeinen weisen Spruch, der alle Probleme erklärt. So etwas kann auch nerven – die Partisanen und die Leser dieses Buches.
Die Lage für die Gruppe, die sich schließlich auf der Spitze eines Bergs eingerichtet hat, verschlechtert sich, als sie damit beginnt, die mit Juden vollgestopften Todeszüge in den Osten zum Entgleisen zu bringen. Fortan ist ihr Lager voll mit entkräfteten, ausgehungerten und kranken Menschen und es wird immer schwerer, genügend Nahrungsmittel für alle aufzutreiben.
„Auf der Lichtung“ ist ein Roman, der aus historischer Sicht bemerkenswert und wichtig ist, als Spannungsroman taugt er dagegen weniger.
Aharon Appelfeld: Auf der Lichtung.
Rowohlt, Januar 2014.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.