Ada Fink: Blütengrab

„Ingrid blickt zu Boden und spürt, wie die heiße Wange langsam anschwillt. Ihre Mutter […] flüstert: ‚Wir zwei machen nachher den Kranz. Der wird das Böse von uns fernhalten.‘ Ingrid nickt, obwohl sie denkt, das Böse ist doch schon da.“ (S. 17)

Vier Jahre nach der Wende in einem kleinen Ort in Mecklenburg läuft vieles für die Kommissarin Ulrike Bandow nicht gut. Seit einer Weile verausgabt sie sich, ohne dass sie ihren privaten oder beruflichen Zielen näherkommt: Ulrike lebt mit ihrem gerade volljährig gewordenen Bruder allein in ihrem herunter gewohnten Elternhaus, das von Ungeziefer heimgesucht wird. Entweder streiten die ungleichen Geschwister, oder sie gehen getrennte Wege. Als Ingrid im Wald die Leiche einer Dreizehnjährigen findet, die das Opfer eines Ritualmordes geworden ist, wird Ulrike von ihrem familiären Problem abgelenkt.

Für die Kommissarin Bandow beginnt eine aufreibende Zeit, in der sie mit dem neuen Kollegen auf ungewöhnlich viele Widerstände stößt. Und nach den ersten Ermittlungsergebnissen folgen weitere Widerstände. Allein die Vorstellung, es könne sich bei dem Mord um die Tat eines Serientäters handeln, stößt bei vielen Kollegen im Polizeipräsidium auf Ungläubigkeit und Ablehnung.

Ada Fink ist eine deutsche Roman- und Drehbuchautorin. Dank dieser harmonischen Kombination darf sich die Leserin, der Leser auf eine visuell anschauliche, kurzweilige Unterhaltung freuen, in der das Timing für Eskalation die Spannung vorantreibt. Vor der bedrohlichen Kulisse eines aussterbenden Ortes, in dem unter anderem kriminelle Nazis scheinbar ungehindert ihren Machenschaften nachgehen, dümpelt die beschauliche Arbeit der Polizei vor sich hin. Mal versagen die Telefone, oder wichtige Informationen sind irgendwo im Archiv verschüttet und deshalb unauffindbar.

Die Autorin beschreibt glaubwürdig die Auswüchse der Rechtlosigkeit in einem spärlich bewohnten Landstrich. Für seine Bewohner gibt es wenig Schutz, wenig Arbeit und noch weniger Perspektive. Ada Finks Version von einem ostdeutschen sterbenden Ort nach der Wende bietet eine spannende Unterhaltung, die aufzurütteln weiß.

Ada Fink: Blütengrab.
Wunderlich, März 2021.
448 Seiten, Taschenbuch, 16,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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