Achim Gruber: Das Kuscheltierdrama

Ich gebe zu, ich hatte Angst vor diesem Buch. Ich wollte es aber unbedingt lesen, weil ich wissen  wollte, was so häufig vorkommt, dass der Fehler es in das Buch schafft und wie ich ihn vermeiden kann. Es war dann auch nicht so schlimm, wie befürchtet. Prof. Dr. Achim Gruber ist Tierpatologe und -forensiker, erst in Hannover und heute in Berlin. Er bekommt die rätselhaften Fälle auf den Tisch, er sieht die Enden der vermeidbaren Dramen.

Qualzucht ist ein ganz großes Thema im „Kuscheltierdrama“. Merlegefärbte Hunde, die blind und taub sind und das Schwimmen mühsam lernen müssen. Die kurznasigen Rassen, die kaum noch atmen können und bei Hitze und Überlastung einfach tot umfallen. Das Thema liegt dem Autor am Herzen und das merkt man. Interessant fand ich auch das Kapitel über das tollwütige Urlaubsmitbringsel, was übrigens auch die sogenannten Wühltischwelpen betreffen kann. Wer es nicht weiß: Zu hunderten werden an dubiosen Orten unter grauenhaften Bedingungen „Rassehunde“ gezüchtet, die dann hier aus dem Kofferraum heraus oder übers Internet billig (für einen Rassehund) verkauft werden. Oft viel zu früh von der Mutter getrennt, nicht geimpft obwohl was anderes behauptet wird und vielfach von allen möglichen Krankheiten befallen, gefährden sie auch hier liebevoll umsorgte Hunde. Thema war aber hier das mitbringen eines Hundes aus dem Auslandsurlaub. Der Hund – obwohl sogar laut dem Autor legal mit Hilfe einer Tierschutzorga mitgebracht – erwies sich nicht nur als beißlustig, sondern auch als tollwütig, also wirklich mit Tollwut infiziert. Das hatte Folgen, für die Halter, für die Nachbarn und leider auch für alle Nachbarshunde, die das Pech hatten, Impfgegnern zu gehören. Die Menschen wurden in Bussen zur Notimpfung gefahren, die Hunde wurden eingeschäfert, Quarantäne nicht zumutbar. Ich muss aber zugeben, dass ich danach meine Tierärztin gefragt habe, weil ich weiß, dass ich einen Hund mit oft geschrammter Nase habe, der für eine Ansteckungsgefahr unter Umständen nicht mal direkten Kontakt haben müsste (ja, er ist geimpft): das scheint regional unterschiedlich gehandhabt zu werden, in NRW würde eine Quarantäne zumindest in Betracht gezogen.

Zum Teil sind die Geschichten auch wirklich witzig, wie die bereits viel zitierte Geschichte von dem chemisch kastrierten Rüden durch Frauchens Hormoncreme (die Geschichte ist ja gut ausgegangen). Es gibt interessante Fälle aus dem Berliner Zoo und das Buch liest sich gut und flüssig. Insgesamt habe ich es nicht bereut, dazu gegriffen zu haben.

Achim Gruber: Das Kuscheltierdrama: Ein Tierpathologe über das stille Leiden der Haustiere.
Droemer, März 2019.
312 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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