Ein Buch aus Amerika zieht den Leser auf der ersten Seite in seinen Bann und lässt ihn bis zum Ende nicht mehr los: Willy Vlautins „Die Freien“.
Der 1967 geborene Sänger (der Folkrockband Richmond Fontaine), Songschreiber und Autor hat ein Herz für die einfachen Menschen, die eher am unteren Ende der amerikanischen Gesellschaftsskala stehen. Sie müssen kämpfen, um über die Runden zu kommen. Da ist zum Beispiel der sanftmütige Freddie, der gleich mehrere Jobs erledigt, um die Arztrechnungen seiner Tochter bezahlen können, und sich dabei körperlich total verausgabt – oder die Krankenschwester Pauline, die um das Leben einer Drogensüchtigen kämpft und ihren verrückten Vater pflegen muss – und Leroy, ein im Irakkrieg verwundeter Soldat, der nach einem gescheiterten Selbstmordversuch mehr tot als lebendig nur noch in Fieberträumen dahinvegetiert.
Diese drei Figuren, die man als Leser schnell ins Herz schließt und in deren Leben man tief eintaucht, haben im Roman nur wenig Berührungspunkte, Vlautin erzählt ihre so unterschiedlichen Geschichten unabhängig voneinander. Das macht das Buch abwechslungsreich und vielseitig. Besonders Freddie und Pauline beeindrucken durch ihre mentale Stärke, mit der sie gegen alle Widerstände ihren Weg gehen.
„Die Freien“ ist nicht nur emotional berührend, sondern auch stilistisch brillant geschrieben. Der Roman besticht durch realistische Dialoge. Unbedingt empfehlenswert.
Willy Vlautin: Die Freien.
Berlin-Verlag, Oktober 2015.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.