Stephen King: Finderlohn

kingMr. Mercedes ist gefasst – naja, sagen wir mal „ruhiggestellt“, denn der dämmert nach Hollys Schlag mit der Schraubensocke in einem Krankenhaus vor sich hin. Aber sein Tun hat Spuren hinterlassen. Zum Beispiel in der Familie von Pete Saubers. Dessen Vater war eines der Opfer, die der Mercedes in Band 1 umgemäht hat. Er hat überlebt, aber jetzt war er nicht nur arbeitslos, sondern auch noch schwer verletzt. Jegliche Finanzierungsplanung der Familie geht endgültig den Bach runter und die ständigen Streitereien ums Geld scheinen in einer Scheidung zu münden. Da findet Pete einen Koffer, der nicht nur sehr viel Geld in Scheinen enthält, sondern auch sehr viele vollgeschriebene Notizbücher. Pete weiß, welchen Schatz die Bücher enthalten, denn es ist die Hinterlassenschaft des ermordeten Autors John Rothstein. Der hatte in den 60ern Jugendliche mit seinem Helden begeistert. Es gibt drei Bände und der letzte ist die pure Enttäuschung gewesen, denn der Held hat sich vom Rebellen zu einem ehrbaren Mitglied des Establishments gewandelt. Das war auch der Grund für die Ermordung des Autors, denn einer der Fans – Morris Bellamy – hat diesen Band dem Autor persönlich übel genommen. Als Mörder wurde er nie gefasst, aber er wurde kurz nach der Tat wegen Vergewaltigung zu lebenslänglich verurteilt. Die Notizbücher enthalten nie veröffentlichte Folgebände, in denen der Held sozusagen wieder aufersteht aus seiner Vorstadtidylle. Morris kam nicht dazu sie zu lesen, aber Pete hat sie gelesen. Und er weiß, dass sie ebenso brisant wie wertvoll sind – und was weiß ein Siebzehnjähriger schon vom Verkauf heißer Ware? Er versucht es trotzdem, als das Geld zuende geht, dass er seiner Familie anonym in kleinen Raten hat zukommen lassen. Zwar ist die Familie aus dem gröbsten raus, aber Petes kleine Schwester soll auf eine gute Schule gehen, die noch über den finanziellen Möglichkeiten der Saubers liegt. Genau das ist der Zeitpunkt, zu dem Morris aus dem Gefängnis entlassen wird.

„Finderlohn“ ist insofern der Nachfolgeband zu „Mr. Mercedes“, als dass die Ereignisse aus Band 1 Einfluss auf das Leben der Familie Sauber haben und Detektive Hodges wieder vorkommt. Petes kleine Schwester bittet ihn um Hilfe, als die Dinge eskalieren. Auf der Autorenseite ist nachzulesen, dass die Serie als Trilogie angelegt ist, und man darf gespannt sein, was aus den vielleicht-telepatischen Fähigkeiten von Mr. Mercedes noch wird. Ansonsten ist Finderlohn ein spannender Krimi von einem, der eben schreiben kann. King braucht schon lange nichts Übersinnliches mehr, um den Leser zu fesseln bis zur letzten Seite. Unbedingt empfehlenswert.

Stephen King: Finderlohn.
Heyne, September 2015.
544 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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