Volker Klüpfel & Michael Kobr: Affenhitze

Es geht doch, ging mir durch den Kopf beim Lesen dieses neuen Falls des berühmten Allgäuer Kommissars Kluftinger. Denn bei den letzten Büchern der beiden Erfolgsautoren kamen mir Zweifel, ob es Sinn macht, diese Reihe weiterzulesen. Zu abgedreht, zu überdreht war der Humor, zu nebensächlich waren die Kriminalfälle geworden.

Doch diesmal hat mich der Roman so gefesselt, dass ich tatsächlich das Buch erst aus der Hand legte, als ich die letzte der über 500 Seiten gelesen hatte. Natürlich spielt auch diesmal das Privatleben des grantelnden Kommissars eine sehr große Rolle, sind auch diesmal seine Unfähigkeiten im Umgang mit modernen Medien oder mit seinen Mitmenschen ziemlich raumgreifend beschrieben. Aber dennoch hat es diesmal auch der Kriminalfall zu einiger Bedeutung im Roman geschafft.

Mittelpunkt des Falles ist eine Tongrube, in welcher Ausgrabungen durchgeführt werden – sehr zum Missfallen des die Grube betreibenden Unternehmers. Während sogar der Ministerpräsident anreist zur Feier eines Sensationsfundes, wird in besagter Grube eine Leiche gefunden, kein paläontologisches Skelett, sondern ein sehr moderner Toter. Der Ermordete war just der Professor, welcher den so wichtigen Fund gemacht hatte, ein Fund, der ein Umschreiben der Menschheitsgeschichte nötig machen könnte.

Kluftiger muss also zwischen eifersüchtigen Wissenschaftlern ermitteln, lernt dabei aber viel über die Archäologie und die Paläontologie. Schnell gibt es eine Reihe Verdächtiger, nicht zuletzt unter den Mitgliedern eine dubiosen Sekte sowie unter den Studenten und Kollegen des Toten. Doch Kluftinger zieht keine voreiligen Schlüsse, zumal er sich gleichzeitig noch darum kümmern muss, zu verhindern, dass seine Erika zu viel von seinem Schätzen auf dem Flohmarkt verkauft. Dabei steigt er höchstpersönlich in die Höhen (oder besser Tiefen) der Sozialen Medien ein, eröffnet ein Facebook-Account mit ungeahnten Folgen.

Wie immer gelingt es den beiden Autoren, eine rundherum stimmige Atmosphäre zu erschaffen. Das gesamte bekannte Personal tritt auf, inklusive der im letzten Band neu dazugekommenen, sehr resoluten Kommissarin Lucy und natürlich des unverwüstlichen Dr. Langhammer. Hier laufen sich die Witze dann eben doch einmal tot, sind die Gags auserzählt, vorhersehbar und manchmal auch arg mühsam.

Dennoch haben mich wie gesagt diesmal Fall und Geschichte an das Buch gefesselt, bis ich die letzte Seite erreicht hatte. Daher von mir eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen x-ten Fall des Kultkommissars Kluftinger.

Volker Klüpfel & Michael Kobr: Affenhitze.
Ullstein, April 2022.
560 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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