Acht Fälle hat Veit Heinichens Kommissar Proteo Laurenti mit Bestseller-Marken gelöst. Beim neunten tut sich der Ermittler aus Triest etwas schwer: Er macht Jagd auf einen Toten. Jagd klingt allerdings etwas zu aktionsgeladen für den Krimi „Die Zeitungsfrau“, der auch Längen hat.
Seit 25 Jahren ist der Argentinier Diego Colombo verschwunden. Bei seinem letzten Kunstraub explodierte er auf einer Yacht im Triester Hafen. Colombo ließ Ehefrau, die Zeitungsfrau und Kioskverkäuferin und Kinder zurück. Mord oder Selbstmord?
Jetzt gibt es im Freihafen Porto Vecchio wieder einen kapitalen Raubzug. Und der trägt die Handschrift von Diego. Laurenti ist verwirrt: Lebt Diogo doch noch? Taucht er aus Leichtsinn, Habgier oder Rache wieder auf? Was weiß die Zeitungsfrau? Und welches Geheimnis hat die Dame mit dem kleinen weißen Hund?
Länger als sonst mussten die Krimifans auf diesen neuen Laurenti warten: Der 59-jährige Heinichen hat zwischendurch den Verlag gewechselt und einen anderen Roman, einen Politthriller, geschrieben. Politisch sind auch seine Laurenti-Krimis, wenngleich diesmal mehr die Kunstszene als Diebesbanden in Argentinien im Mittelpunkt stehen.
Die Atmosphäre und Mentalität der Menschen in seiner Wahlheimatstadt Triest fängt Heinichen fast ebenso gut ein wie Donna Leon in ihren Venedig. Nur er erzählt ausschweifender, nicht so sehr auf die Krimihandlung konzentriert. Da gibt es viele Nebenschauplätze, Abstecher in die feinen Kreise Triests ebenso wie in die Abgründe der Stadt.
Am Schluss baut der 59-Jährige die Thriller-Spannung auf, die man zwischendurch auf den 350 Seiten manchmal vermisst. Aber die Auflösung der Jagd nach einem Toten ist dann wieder recht enttäuschend. – Nicht der beste Laurenti, da darf man auf einen spannenderen zehnten Band hoffen.
Veit Heinichen: Proteo Laurenti 09: Die Zeitungsfrau.
Piper, August 2016.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.